Sex Beat – Crack

Sex Beat
(c) Lupus Lindemann

Sex Beat machen dem Punk die Hölle heiß. Das Berliner Quartett will – und soll – viel mehr als eine reine lokale Größe sein und verschreibt sich, auch aus der Notwendigkeit heraus, dem DIY-Ethos. Ihr inzwischen zweites Album bricht nicht nur den eigenen Sound auf das Essenzielle herunter, man nahm zudem ohne Studio, ohne Produzenten und ohne großen Plan auf. Und doch ist hieran rein gar nichts planlos, denn die acht Tracks auf „Crack“ landen in aller würzigen Kürze einen scharfkantigen bis tanzbaren Volltreffer nach dem anderen.

Letztlich ist Punk eigentlich nur ein Oberbegriff für diese ausgelassene, pulsierende, angepisste und gerne mal sozialkritische Songsammlung, die in aller Vielschichtigkeit zulangt. Das Bassgrollen von „This Machine Kills No One“ kollidiert mit einer schrillen Gitarre, tänzelt herrlich durch die Szenerie und lässt die Vocals mit kantiger Bestimmtheit ausrasten. Post Punk schwingt mit, ebenso herzhafter Rock aus der Garage, dazu ein wenig Noise obendrauf. Dieses Prinzip entdeckt auch „Hungry Ghost“ für sich und gibt sich totaler Rastlosigkeit hin, die natürlich komplett in your face ist … bis zur ersten großen Zäsur, nach der sich Sex Beat in cleveren instrumentalen Spielereien verrennen dürfen.

„All Men Are Enemies“ ist vielleicht kein Mission Statement, macht in seiner blubbernden, atemlosen Explosivität jedoch Laune. Der Discord-Punk nimmt so viel Fahrt wie menschenmöglich auf, dann darf die Gitarre durchaus beschwingt tanzen. Widersprüche gibt es nicht, denn alles ergibt Sinn. Auch der recht straighte Opener „Crack“, der Sex Beat als Powerhouse mit Garage-Rock-Attitüde etabliert, während sie das Arrangement mitten im angedeuteten Ohrwurm zerlegen und in Sekundenschnelle erneut zusammensetzen, kann überzeugen. „To Hell“ möchte man sie deshalb keinesfalls wünschen, wenngleich der gemächliche Track samt finalem Aufbäumen im drückenden Midtempo-Bereich überraschen kann.

In knapp 22 Minuten sagen Sex Beat mehr als andere Bands auf Doppelalben. Diese Platte macht von der ersten bis zur letzten Sekunde einfach nur massig Laune, langt immer wieder beherzt und bestimmt zu, hat seine kleinen Hits im Gepäck und gibt sich doch stets etwas grantig bis giftig. Exakt das bekommt „Crack“ richtig gut, erinnert schon mal an The Hives, an Heavy Lungs, an Rites Of Spring. Tanzbarer Wahnsinn mit noisigem Netz und dreifachem Boden bietet Unterhaltungswert im XXL-Format, trotz bewusst knapp bemessener Präsentation. Starke Sache.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.06.2025
Erhältlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)

Bandcamp: sex-beat.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/sexbeatband