Coldplay – Every Teardrop Is A Waterfall
Ohne Frage hat kaum eine Band das vergangene Jahrzehnt musikalisch so sehr geprägt wie Coldplay. Der Wandel von der Studentenband auf „Parachutes“ zu den Eno’schen Klangmagiern auf „Viva La Vida Or Death And All His Friends“ wurde spektakulär wie auch hitverdächtig vollzogen, die Rolle der Global Players haben Chris Martin und Mannschaft längst übernommen. Ein noch unbetiteltes fünftes Studioalbum, für das erneut mit Brian Eno zusammengearbeitet wurde, soll nach mehrfacher Verzögerung im Herbst auf den Markt kommen. Erster Teaser für die möglicherweise neue Ausrichtung der Briten ist die E-Single „Every Teardrop Is A Waterfall“.
Die neue ‚Ära‘ beginnt mit vertrauten Tönen, wirkt die einleitende Melodie doch relativ bekannt. Tatsächlich hat man „I Go To Rio“ von Peter Allen gesampelt und in ein neues Soundgewand gequetscht. Die Strophen sind von einer gewissen Rastlosigkeit geprägt, gerade durch stoisch marschierenden Drums und aufbrandenden Gitarren. Auch wenn Eno’sche Klangflächen und melodische Polyphonie dominieren – so gitarrenlastig haben Coldplay seit „In My Place“ nicht mehr geklungen. Einen wirklichen Refrain sucht man vergebens, diese Rolle übernimmt Jonny Bucklands schreiende Gitarre, die an einen durch den Fleischwolf gedrehten Dudelsack erinnert. Erst in der finalen Minuten gibt es tatsächlichen Bandsound, darf Guy Berrymans Bass die dringend notwendige Verbindung zu Will Champions Marsch-Rhythmus herstellen. Und plötzlich, nach exakt vier Minuten, ist der Song auf einmal vorbei.
Tatsächlich funktioniert das klassische ‚Aus Alt mach Neu‘-Konzept bei Coldplay hervorragend. Nicht nur, dass eben jenes „I Go To Rio“ perfekt recycelt wurde, in typisch Eno-unterstützter Manier wird der Bogen über die bisherigen Studioalben gespannt, schleicht sich gar ein Hauch akustischer Magie der Anfangstage irgendwo in das Sound-Dickicht ein, während die opulente Produktion gar übermenschliche Dimensionen annimmt. Es mangelt „Every Teardrop Is A Waterfall“ an einem echten Ausrufezeichen, einer zusätzlichen Hook, einer Art Refrain. Dennoch funktioniert der Aufbau gen großer Popsong hervorragend, der abrupte Abbruch ebenso. Coldplay hatten für ihre vergangenen Alben zwar stärkere Vorabsingle, aber als Appetizer geht das schon in Ordnung. Auf dass Chris Martin und Konsorten endlich zu Pote kommen.
3,5/5 | DL-Single
VÖ: 03.06.2011
Parlophone (EMI Music)
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