Toddla T – Watch Me Dance

Toddla T

So schnell kann’s gehen: Noch vor vier Jahren arbeitete Tom Bell in einem Schuhladen in seiner Heimatstadt Sheffield. Heute veröffentlicht er als Toddla T nach „Skanky Skanky“ sein zweites Album. In der Zwischenzeit hat er sich als Produzent, DJ und Remixer einen Namen gemacht, arbeitete mit Tinchy Stryder, Roots Manuva und Drummer Matt Helders von den Arctic Monkeys und ist mit seiner Electro- / HipHop- / Garage-Melange auf Ninja Tune gelandet. Nun steht „Watch Me Dance“ in den Läden, das nicht nur mit einer ellenlangen Gästeliste, sondern mit einer Mischung aus hypnotisierenden Clubhymnen und entspannten Soul- und Reggae-Tracks aufwarten kann.

Toddlas Produktionen wirken vielfältig, abwechslungsreich, leicht undergroundig und immer am Puls der Post-Garage-Zeit – vergleichbar mit jenen von Skream, mit dem der junge Brite überdies befreundet ist. Im eröffnenden Titeltrack – gleichzeitig auch die aktuelle Single – schneidert Bell Roots Manuva einen ungewöhnlich tanzbaren Track auf den Leib, funkiges Gitarrenriff inklusive. Das passt natürlich zur Alt.-Rap-Aura des Dub-Rap-Paten, wobei man ihn schon lange nicht mehr zu derart hibbeligen, euphorischen Sounds gehört hat. Auf dem direkten Vorgänger „Take It Back“ ist die längst vergessene Shola Ama zu hören, die Mitte der 90er mit „You Might Need Somebody“ einen großen Hit hatte. Der pianolastige RnB-Electro-Track wurde ihr auf den Leib geschneidert, der kurze Rap-Part von J2K veredelt diesen.

Ebenfalls viel zu lange nicht mehr gehört: Róisín Murphy, die seit einer halben Ewigkeit an einem neuen Album arbeitet. Auf dem Midtempo-Stomper „Cherry Picking“ gibt es sie obercoole Dub-Club-Queen, die an Lässigkeit beinahe zu vergehen droht – überaus stylish. Auch Ms. Dynamite meldet sich wieder zurück, kann vor allem beim Reggae-Rausschmeißer „Fly“ glänzen – ein Track, der auch Nneka oder Santigold gut zu Gesicht gestanden hätte. Terri Walker taucht auf „Do It Your Way“ hingegen in einen Post-Disco-Bouncer ein, während Maxsta und Jamie George bei „Cruise Control“ ordentlich Lärm machen. Gerade die Garage-Bassline weckt angenehme Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, auch ein Hauch 2Step scheint sich hier versteckt zu haben.

Nicht jeder Track ist ein Winner, „How Beautiful It Would Be“ und „Streets So Warm“ wirken zu unspektakulär, um mit dem Rest mithalten zu können. Dennoch funktioniert „Watch Me Dance“ nicht nur als Hit-Schleuder, sondern auch in seiner Gesamtheit, denn die überaus breit gefächerte Platte wirkt überraschend zusammenhängend, was natürlich an der geschickten Arrangierung, den teils fließenden Übergängen und dem souveränen Auftreten der Gäste liegt. Toddla T greift immer wieder mit vollster Begeisterung in die Mottenkiste, gräbt alte House-Pianos und 2Step-Basslines aus, lässt mit Shola Ama auch ein One Hit Wonder der 90er auftreten. Dank frischer Beats und feiner Ideen funktioniert das auch 2011 immer noch. Starker Zweitling von einem jungen Produzenten, der wohl die nächsten Jahre nicht nur den Ninja Tune-Stall mit seinen Sounds bereichern wird.

VÖ: 12.08.2011
Ninja Tune (Rough Trade Distribution)

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