Lady Gaga – Yoü And I

Lady Gaga

Ihr Name steht für schier grenzenlosen Erfolg, extravagante und exzentrische Auftritte sowie schrille Outfits: Die Marke Lady Gaga hat seit 2008 weltweit Hochkonjunktur. Doch wo Ruhm ist, da sind auch extrem hohe Erwartungen für das Folgematerial. Und so ein zweites Album soll ja bereits die ein oder andere Karriere zunichte gemacht haben. Im Falle Stefani Germanottas (so Frau Gaga bürgerlich) trifft dies keinesfalls zu: „Born This Way“ schoss erneut in nahezu allen Hitlisten auf Platz 1; einzig die zweite Single „Judas“ lief in Deutschland mit Platz 23 für ihre Verhältnisse überraschend schwach. Mit Single Nr. 4 namens „Yoü And I“ (nein, kein Rechtschreibfehler) geht sie nun ein wenig mehr Risiko ein. Die Chancen, dafür belohnt zu werden, stehen wieder überaus gut.

„Yoü And I“ ist anders. Und zwar in der Tat vollkommen anders als alles, was die 25-Jährige bisher auf die Menschheit losgelassen hat. Statt wummernder Dancebeats ist man hier von rockigen Riffs, die Ex-Queen-Gitarrist Brian May hervorragend beisteuert, und lässigen Country-Elementen umgeben. Auch der omnipräsente Klatschrhythmus à la „We Will Rock You“ wurde der kultigen Rockband entnommen, zu deren Fans sich Lady Gaga höchst selbst zählt. Während die Strophen noch ein wenig dahertrotten, dreht sie im Refrain so richtig auf und beweist, dass ihre Röhre auch zu einem härteren Musikstil wie Arsch auf Eimer passt. Mit inbrünstiger Leidenschaft besingt sie ihren ‚cool Nebraska guy‘, der beim Küssen nach Whiskey schmeckt und mit dem sie auf einem Sofa das erste Mal Liebe machte. Zumindest textlich bleibt also in gewisser Weise alles beim Alten. Nach einem wahren Rockfeuerwerk, das May im Mittelteil abbrennt, darf auch die Gaga im finalen Chorus noch einmal zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Mit dem ruhigen Outro, das gleichzeitig – wie ein Großteil des Songs – an den 4 Non Blondes-Klassiker „What’s Up“ erinnert, schließt sich der Kreis.

Egal, wie kritisch man Lady Gaga gegenüber steht, eines muss man ihr definitiv lassen: den ausgeprägten Hang zum Experimentalismus. Kaum ein anderer Künstler der aktuellen Musikszene stürzt sich dermaßen chamäleonartig in immer neue Gefilde und fährt damit auch noch größtenteils richtig gut. Abgesehen davon, dass ihre Fans ihr wohl auch einen vertonten Furz bedingungslos abkaufen würden, legt die Grande Dame des Electro-Pop in überschallartigem Tempo immer neue Hits vor und bleibt dabei qualitativ stets auf einem hohen Niveau. Mit „Yoü And I“ beweist sie einmal mehr, dass trotz allem Glamour und Kommerz die Kreativität keineswegs auf der Strecke bleibt. Alleine dieser Umstand sollte das eingegangene Risiko – wenn man es denn als solches bezeichnen mag – allemal wert sein.

4/5
VÖ: 30.09.2011
Interscope Records (Universal Music)

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