Eleanor Friedberger – Last Summer

Eleanor Friedberger

Während sich die Fiery Furnaces eine kleine Auszeit nehmen, finden die Geschwister Friedberger Zeit für Soloausflüge. Soundtüftler Matthew arbeitet gerade an seiner „Solos“-Serie, einer Sammlung an Vinyl-Platten, die jeweils nur mit einem Instrument umgesetzt wurden und aktuell in fünf Teilen (weitere sollen folgen) erhältlich sind. Eleanor Friedberger kommt mit einem Album aus, „Last Summer“, das mit gerade einmal vier Monaten Verspätung nun auch in Deutschland erscheint. Besonders überzeugend: Hier gehen eine einzigartige Stimme und gelegentlich sperrige Arrangement perfekt Hand in Hand miteinander.

Friedbergers angenehm eigenwillige Stimme kennt man durch die Fiery Furnaces natürlich bestens, aber auf ihrem Soloalbum – wie soll es auch anders sein – wirkt diese noch intensiver in all ihren Facetten, Schwankungen und vor allem der eigenwilligen Intonation. In punkto Instrumentierung erinnern manche Momente an ihre Hauptband, werden aber in ein überaus abwechslungsreiches Soundgewand zwischen Retrospektive und Moderne gesteckt. Die Single „My Mistake“ beispielsweise lässt ein monotones Piano-Sampler auf 80er-Synthis und einen herrlich egalen Drum-Beat treffen, über den Friedberger die Tonleiter charmant bearbeitet. Oben drauf setzt es ein Saxophonsolo, das man so zuletzt bei M83 gehört hat.

Ohne Elektronik und vor allem Piano geht nur wenig, was dem Album jedoch gut tut – Eleanor Friedberger bewegt sich im Singer/Songwriter-Feld, ohne dabei dessen Klischees zu bedienen. „Heaven“ pendelt zwischen 80s-Attitüde und Halb-Ballade, „Glitter Gold Year“ lässt feinste Moog-Töne auf einen schwerfälligen Bass treffen, während „Inn Of The Seventh Ray“ electropoppige Monotonie mit einem Hauch Psychedelia zelebriert. Traditionell instrumentierte Songs sind dafür Mangelware, denn für jedes „One-Month Marathon“ – dank jazziger Untertöne ein echter Rohdiamant – gibt es tanzbare Funkgranaten Marke „Roosevelt Island“, die man so auch in französischen Diskotheken hören könnte, oder Frühlingsboten vom Schlag eines „I Won’t Fall Apart On You Tonight“.

Die einzige ‚Schwäche‘ von „Last Summer“ lässt sich in der Spielzeit verorten: Für manche Platte mögen knapp 40 Minuten stattlich sein, doch von Eleanor Friedberger kann man schlicht und ergreifend nicht genug hören, so dass mehr in diesem seltenen Fall tatsächlich mehr wäre. Selbst (oder gerade) wenn man mit den Fiery Furnaces nichts anfangen kann, ist der Soloausflug der Mittdreißigerin aus Oak Park, Illinois eine echte Entdeckung. Klassische Singer/Songwriter-Formeln werden dank unorthodoxer, weitestgehend elektronischer und Piano-unterstützter Instrumentierung aufgebrochen, nur um im Endeffekt doch auf den Kern des Genres zu stoßen: gute Stimme, Arrangements voller Grazie und Anmut, feine Kurzgeschichten.

VÖ: 11.11.2011
Merge Records / City Slang (Universal Music)

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