The Disco Boys – Volume 12

The Disco Boys

Seit 2001 veröffentlichen Gordon und Raphael jährlich ihr „The Disco Boys“-Album, bestehend aus DJ Sets, in denen sie aktuelle House-Musik mit Disco-Klassikern vermischen. Zu Beginn noch ein Geheimtipp, kennt sie seit „For You“ 2005 nun wirklich jeder. Die Compilation-Reihe blieb über alle Jahre hinweg eine feste Konstante, die wenig Veränderung erfuhr. Um so mehr überraschen die Neuerungen zur zwölften Auflage.

Nach sechs Jahren Kontor und drei Jahren Superstar Records sind die Disco Boys mit der Volume 12 nun bei WePLAY angekommen. Das passt gut, denn das Label hat sich ohnehin durch gute Dance-Produktionen in den letzten Monaten einen Namen gemacht. Vielleicht ist das ein Grund, wieso das Konzept der Disco Boys-Compilation etwas aufgepeppt wurde. Das wichtigste vorab: Anstelle zweier CDs gibt es nun auch hier drei Silberlinge. Dieser Trend ist bei den Dance-Compilations mittlerweile zum Standard geworden und nur ganz wenige Pop-Sampler wie etwa die Bravo Hits können sich dem erfolgreich entziehen. Das freut den Käufer natürlich, denn so gibt es diesmal ganze 60 Songs und nahezu vier Stunden Disco Boys-Musik für das gleiche Geld. Yeah! Verpackt wurden die CDs nicht in eine langweilige CD-Hülle. Das Dreigespann befindet sich jeweils in einem Pappschuber, welche in einer quadratischen, stabilen Box aufbewahrt sind. Das fällt auf, macht etwas her und sticht förmlich aus den CD-Regalen hervor.

Doch genug zu den Äußerlichkeiten. Was am Meisten interessiert: Gibt es weiterhin die gute Disco-House-Musik und wie verteilt sich diese auf die drei Discs? Zur Beruhigung: Musikalisch hat sich nur wenig geändert. Fans der Disco Boys-Eigenproduktionen wird auffallen, dass sie diese auf Volume 12 vergeblich suchen. Außer der aktuellen Single „Around The World“ – ja, tatsächlich eine Cover-Version des ATC-Hits – treten Gordon und Raphael diesmal nicht als Interpreten auf. Immerhin gibt es aber einige Remixe der Beiden, die wirklich alle sehr gut gelungen sind. Neben Roger Sanchez‘ „Worldwide“ und TV Rocks „Diamonds In The Sky“ ist vor allem der Mix zu Aura Diones „Geronimo“ zu empfehlen. Die Jungs wissen wie man aus dem tot gedudelten Chart-Hit einen energiegeladenen Disco-Stomper macht. Schade, dass ihnen das bei der Neuauflage des ATC-Hits nicht auch so gut gelungen ist. Als Stamm-Remixer von Rosenstolz darf ihre eigene Version von „Wir sind am Leben“ natürlich nicht fehlen. So müssen deutsche Songs mit Electro-Sounds klingen.

Bisher gab es auf der ersten Disc aktuelle Club-Tunes, während sich die zweite CD mehr um die Klassiker kümmerte. Allzu weit entfernen sich die Disco Boys nicht von diesem Vorgehen, teilen die CDs aber nun in drei Gruppen ein: „Floorfiller“, „Secret Weapons“ und „Partystarter“. Wie zu erwarten gibt es unter der Überschrift „Floorfiller“ die bekanntesten Songs auf die Ohren. Mit der Swedish House Mafia, Alex Gaudino feat. Kelly Rowland, Axwell, Dada Life, dem Freemasons Mix von Hurts‘ „Wonderful Life“ und eben den Remixen zu Aura Dione und Rosenstolz bekommt man problemlos die Tanzfläche voll. Zum Abschluss legen uns die Disco Boys mit „Musik ist meine Therapie“ von Elix noch einen exklusiven Geheimtipp ans Herz, der es in der Tat verdient hat, ein Hit zu werden.

Unter den „Secret Weapons“ finden sich einige Geheimtipps aus den Clubs. Auch hier findet hauptsächlich aktuelle Musik statt. Hin und wieder mischt sich aber schon hier ein Klassiker aus den 80ern wie „Flesh“ von A Split Second oder „The Race“ von Yello unter. Vor allem letzteres passt überraschend gut in den modernen Sound von heute ein. Auch bei den modernen Tracks ist nicht jeder taufrisch, aber auch wenn „Teenage Crime“ von Adrian Lux bereits ein paar Monate auf dem Buckel hat, so findet es immer noch seinen berechtigten Platz in den DJ-Sets. Genau das macht die Sets der Disco Boys aus. Hier kommt es nicht darauf an, möglichst viele aktuelle Songs und große Namen aneinanderzureihen, sondern es wird unabhängig von Raum und Zeit über Jahrzehnte hinweg ein passendes Sound-Bild für eine coole Party geschaffen. Sehr zu empfehlen auf dieser Disc ist übrigens gleich der Starter von Dabruck & Klein. „I Found Love“ im Remix von Tonka ist ein entspannter Groover, der bereits jetzt Lust auf den Sommer macht.

Die dritte CD widmet sich hauptsächlich dem Sound der Vergangenheit. Die Titulierung „Partystarter“ verwundert etwas, da die vorhanden Retro-Beats meist nicht ganz so energetisch daher kommen, wie der Sound der beiden Vorgänger-Platten. So eignet sich die CD eher zum Vorglühen. Wahrscheinlich haben die Disco Boys das auch genauso gemeint, auch wenn dann die Position als CD3 etwas verwundert. Schaut man ins Booklet, ist man dann aber doch sehr überrascht, dass etwa Dreiviertel der Tracks doch aus unserem aktuellen Jahrzehnt stammen. Interpreten wie Grum, Gusgus, Dimitri From Paris, Bart B More und Cassius haben es offensichtlich drauf, den Disco-Sound der 80er perfekt zu imitieren und ihm dabei noch einen frischen Anstrich zu verpassen. Natürlich finden sich aber auch echte Klassiker wie „How To Be A Zillionaire“ von ABC und „Pump Up The Volume“ von M/A/R/R/S darunter.

Gordon und Raphael präsentieren ab der Volume 12 ihren Disco-Sound also in einer XXL-Variante, bleiben ihrer musikalischen Linie aber weitgehend treu. Das wird die Fans ebenso wie die Tatsache freuen, dass das Booklet weiterhin einen Kommentar zu jeder enthaltenen Nummer beinhaltet. So kann man entweder erfahren, warum die beiden Brillenträger genau diese Tracks ausgewählt haben. Oder man erfährt interessante Hintergründe, zum Beispiel dass hinter dem oben gelobten Geheimtipp Elix der altbekannte Alex Christensen steckt. So macht ein Booklet Sinn und bietet damit mehr als nur ein paar langweilige Bildchen der Artists. „The Disco Boys Volume 12“ ist wieder ein rundes Paket geworden – mit viel Liebe, viel Disko und extra viel Musik.

VÖ: 27.01.2012
WePLAY (Edel Music Distribution)

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