This Is The Arrival – A Million Kicks

This Is The Arrival

An ähnlicher Stelle wurden Ron Flieger und sein Label Dienje Music bereits mehrfach gelobt – eine kleine Oase für quirlige, hibbelige Indie-Mucke mit Pop- und Synthie-Affinität. Das Roster ist klein, die Releases – zuletzt Chau Chat, Deckchair Orange und Hello Gravity – durch die Bank spannend bis qualitativ hochwertig. Auch This Is The Arrival aus München gehören in diese illustre Runde, debütieren vor eineinhalb Jahren mit ihrem eponymen Album charmant zwischen The Killers und Bombay Bicycle Club. Auf „A Million Klicks“ explodieren die vier Anfangzwanziger nun mit verstärktem Synthie-Einsatz und unverschämt eingängigen Refrains.

Bereits der Opener „A Million Kicks“ geht in die Vollen und zeigt, wie Hot Chip klängen, würde man sie in eine Schokoladenfabrik sperren. An allen Ecken flirrt und surrt es, der Bass übernimmt eine zentrale Rolle, während Mario Clement über die bizarr-eingängigen Klanggebilde singt. Mit beinah fünf Minuten Spielzeit geht der Titeltrack in Richtung Dauerlauf, baut aber geschickt Pausen und entspannte Passagen ein, in denen man Luft holen kann. „Teenage Love“ hingegen ist die typische Single, ein smartes Stück Synthie-Pop mit gigantischem Refrain, den man nach wenigen Durchläufen bereits problemlos mitträllern kann. Gerade die dezenten 80s-Elemente in den Strophen verleihen dem Track eine gewisse Würze, ein kleines ‚Hit‘-Label.

Neue Lieblingssongs setzt es im Akkord: „Your Life Starts Right Now“ erinnert in Instrumentierung und Gesangsmelodie an die unverschämterweise ignorierten Briten Scams, und zeigt dabei, wie wichtig gute Backings sein können – Funk trifft hier auf Spätneunziger-Electro-Understatement. „Wires“ hingegen agiert deutlich nüchterner, gibt sich einen Tacken technoider und doch reduzierter. Der Refrain entpuppt sich als überraschend hymnisch, spinnt das Muse’sche Pop-Verständnis weiter. „Are We Now“ als schwerfälliger Rausschmeißer mit leicht versetztem Beat und instrumentalem Silberstreif am Horizont pendelt geschickt zwischen Fragilität und Nachdenklichkeit, zwischen Sonnenuntergang und Nachtschattengewächs.

Gelegentlich droht „A Million Kicks“ ins Kitschige abzudriften, doch This Is The Arrival verstehen es perfekt, die schwere Balance zwischen attraktivem Zuckerguss und tödlicher Überdosis zu halten. Nicht nur, dass selbst die poppigen Momente stets im Rahmen bleiben, schräge Einschübe wie das vertrackte „Marty McFly“ und das charmant kaputte „Taking Off“ halten die Münchener auf Kurs. Mit ihrem noch deutlicheren Bekenntnis zu mehr Synthies und Mut zum Wahnsinn meistern This Is The Arrival die Hürde ‚zweites Album‘ problemlos. „A Million Kicks“ ist gleichermaßen eingängig und verschroben genug, um das breite Indie-Pop-Spektrum (und darüber hinaus) anzusprechen – charmant, mutig, eingängig, scharfsinnig, ausbalanciert arrangiert.

VÖ: 10.02.2012
Dienje Music (Rough Trade Distribution)

A Million Kicks @ musicload | @ Amazon kaufen

This Is The Arrival @ Home | @ Facebook