Ivy Quainoo – Ivy
Die erste Etappe ihrer großen Reise konnte man bei „The Voice Of Germany“ im TV live miterleben. Die Zeit nach dem Finale dürfte für die 19jährige Ivy Quainoo aus Berlin nicht minder spannend verlaufen sein. Autogramme schreiben, Interviews geben, Auftritte in TV-Shows meistern und natürlich: das erste eigene Album aufnehmen. Da die Halbwertszeit bei Casting-Gewinnern bekanntlich gering ist, musste dies binnen weniger Tage geschehen. Schnell werden Stimmen laut, die behaupten, dass unter diesem Zeitdruck die Qualität leiden muss. „Ivy“ tritt zum Gegenbeweis an.
Eine Casting-Sängerin aus Ghana, gecoached und produziert von zwei Cowboys – sofort klaffen sämtliche Schubladen auf: vom 0815-Bohlen-Songs, afrikanischen Chören und Western-Gitarren. Doch wer die Erfolgssendung verfolgt hat, der weiß, dass man genau damit auf „Ivy“, dem Erstlingswerk von Ivy Quainoo, nicht rechnen muss. Denn Ivy ist anders und das beweist sie auf ihrer ersten Platte. Zugegeben: Ein wenig Country-Feeling gibt es hier und da. Vor allem natürlich im Duett „I Say A Little Prayer“ mit den Mentoren The BossHoss, welches man noch aus der Final-Show kennt. Aber auch „You Can’t Put A Price On Love“ oder „Goodnight Moon“, einem Bonus-Song aus der Special Edition, enthalten dezente Western-Elemente.
Neben diesen und der bekannten Bond-Diva-Single „Do You Like What You See“ gibt Ivy hauptsächlich Mid- und Uptempo-Nummern zum Besten, kombiniert mit der einen oder anderen Ballade. Von den drei langsameren Nummern klingt „Soul Suckers“ beinahe zu ruhig und minimalistisch. „Richest Girl“ dagegen ist eine entspannte Gala-Nummer mit viel Glanz, auf der sich Ivy stimmlich von einer ganz anderen Seite zeigen kann. Die Berlinerin punktet vor allem mit ihren tiefen Tönen, die besonders viel Soul enthalten. Deutlich wird das auch in der wunderschönen Pop-Ballade „Break Away“, bei der Ivy problemlos mit internationalen Kolleginnen wie Leona Lewis mithalten kann.
„Walk Man“ und das bereits erwähnte „You Can’t Put A Price On Love“ bieten Kontrast und fröhliche Melodien mit jeder Menge Groove und Swing; teilweise retro, dann aber wieder sehr modern. Vor allem „You Got Me“ und „Castles“ sind aktuelle Pop-Nummern mit enormen Ohrwurm-Potential. Auch „Shark In The Water“ bleibt gut im Gehörgang, hinterlässt aber einen faden Beigeschmack. Der Song wurde nämlich vor zwei Jahren bereits in einer zu ähnlichen Form von der britischen Sängerin V V Brown veröffentlicht und war zuletzt zudem Soundtrack zum Kinofilm „Sammys Abenteuer“. Eigentlich ist das aber wenig verwunderlich. Schließlich ist Miss Brown hauptsächlich Songwriterin von Beruf und so hat sie unter anderem für die Pussycat Dolls und die Sugababes Stücke geschrieben. Wieso nicht einen eigenen Song an einen Casting-Act aus dem Ausland verkaufen? Schließlich wurde auch nie behauptet, dass Ivy ihre Songs schon selbst schreibt oder komponiert. Es liegt vielmehr auf der Hand, dass man gerade in solch einer kurzen Produktionszeit Material zukaufen muss.
Sieht man also über dieses durchaus gängige Vorgehen hinweg, so kann man mit den Songs von Ivy durchaus Spaß haben. Ihre Stimme ist äußerst klar und transportiert gleichzeitig diesen tiefen Unterton, der ihrer Stimme Seele und das gewisse Etwas verleiht. Auf ihrem Debüt bietet Ivy viel Abwechslung und einige Facetten ihrer tollen Stimme. Sie wagt zwar noch keine großen Experimente, sondern konzentriert sich vielmehr darauf, eine solide Basis für ihre frische Karriere zu schaffen. Gerade dies ist ihr aber eindrucksvoll gelungen. Durch die hohe Dichte an guten Songs und Ohrwürmern ist bereits jetzt klar, dass Ivy weitere Hits landen wird und gut ausgestattet ihre erste Tour starten kann. Als Zugabe gibt es auf der CD übrigens noch das Duett mit Florence And The Machine zu deren Hit „Shake It Out“, welches viele Fans nach dem Finale bereits vergebens im Internet gesucht hatten. Ob Ivy den Song alleine auch auf ihren Konzerten singen wird, bleibt zunächst noch ein Geheimnis.
VÖ: 02.03.2012
Universal Music
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