Interview mit Olly Murs

Olly Murs

Als Zweitplatzierter eine Castingshow zu verlassen, ist oftmals gleichbedeutend mit einem schnellen Karriereende. Ganz anders aber im Falle von Singer/Songwriter Olly Murs. Der sympathische Brite musste sich im „X Factor“-Finale 2009 seinem Kontrahenten Joe McElderry geschlagen geben, startete anschließend jedoch mit Hits wie „Heart Skips A Beat“ und „Troublemaker“ sowie seinen Alben „In Case You Didn’t Know“ sowie „Right Place Right Time“ europaweit richtig durch. beatblogger.de erwischte Olly auf seiner Tour mit Robbie Williams in Gelsenkirchen und erfuhr interessante Details über seine Freundschaft zum Entertainer, Gemeinsamkeiten zwischen Großbritannien und Deutschland sowie Pläne für sein nächstes Studioalbum.

Du unterstützt Robbie Williams bei seiner "Take The Crown Stadium Tour" durch ganz Europa. Welches Verhältnis hast du zu ihm und was macht es so speziell, gerade sein Support Act zu sein?

Robbie ist fantastisch, er ist ein unglaublich witziger Typ und zudem noch extrem bodenständig. Genau deswegen harmonieren wir beide sehr gut zusammen. Er kann viele interessante Geschichten aus seiner Karriere erzählen und Tipps geben, die mir auf meinem eigenen Weg von Vorteil sind. Mir macht es total viel Spaß, mit ihm auf Tour sein zu dürfen.

So ein Leben im Tourbus und die Tatsache, jeden Tag in einer neuen Stadt zu sein, stelle ich mir durchaus anstrengend und nicht ohne Strapazen vor.

Ja und nein. Natürlich arbeiten wir viel, spielen Gigs und haben nicht viel Freizeit, aber es ist wiederum auch eine besonders schöne Zeit. Robbie und ich kennen uns mittlerweile so gut; wir beide lieben es, vor den Fans zu performen. Genau das ist die Belohnung für die durchaus anstrengenden Wochen und der Grund, weshalb wir diesen Job machen.

Was treibst du nach einem harten Arbeitstag auf der Bühne, um dich zu erholen und runterzukommen?

Es klingt einfach, aber es ist so: nach Hause gehen, also ins jeweilige Hotel. Unmittelbar nach der Show treffe ich mich gerne mit guten Freunden, die mich während der Tour begleiten, auf ein paar Drinks und unterhalte mich in lockerer Atmosphäre. Ganz wichtig ist es, viel zu schlafen, um nicht todmüde vor der Show zu sein. Manchmal spiele ich auch ein bisschen Fußball mit der Crew und power mich dort auch noch mal aus.

Du sagtest, du hast ab und zu ein paar Freunde mit dabei. Begleitet dich auch deine Familie zu deinen Konzerten?

Wenn ich in Großbritannien spiele, dann kommen sie auch vorbei. Hier in Deutschland und in anderen Ländern bin ich jedoch nur mit meiner Crew und ein paar Freunden, die vorbeischauen, zusammen.

Neben deiner Heimat bist du besonders in den deutschsprachigen Ländern sehr erfolgreich. Kannst du einschätzen, weshalb dies der Fall ist, und was denkst du über die Deutschen und ihre Kultur?

Einen Grund dafür habe ich auch nicht. Ich glaube, die Deutschen mögen einfach meine Songs und meinen Style und fühlen sich in gewisser Weise verbunden. Vieles in Deutschland ähnelt auch meinem Heimatland: Die Städte sehen ähnlich aus und das Wetter ist exakt das Gleiche wie in UK, es regnet hier ja auch schon durchaus häufiger. Allerdings dürft ihr wesentlich schneller fahren als wir, lauter Michael Schumachers und Sebastian Vettels auf den Straßen. (lacht) Mir gefällt es hier jedenfalls sehr gut und ich freue mich immer, in Deutschland zu sein.

Kommen wir zu deinen Karriereanfängen: Du hast 2009 an "The X Factor" teilgenommen und das Finale erreicht, dort jedoch gegen Joe McElderry verloren. Wie bist du mit dieser Situation umgegangen? Welche Möglichkeiten hattest du, trotzdem eine Karriere als Solokünstler zu starten?

Natürlich hätte ich gerne gewonnen, aber aus dem zweiten Platz habe ich das Positive für mich gezogen. Das Finale haben über 20 Millionen Menschen gesehen, da war es klar, dass sowohl Joe als auch ich eine große Fanbase haben, wo letztendlich ein paar Anrufe den Unterschied machen. Die große Unterstützung meiner Fans hat es mir dann ermöglicht, mein erstes Album aufnehmen zu dürfen. Dass es schließlich so erfolgreich wurde, hat mich wirklich stolz und glücklich gemacht hat. Für jeden neuen Hörer, den ich mit meiner Musik überzeugen kann, bin ich unendlich dankbar. Trotzdem freue ich mich natürlich auch für Joe, der ebenfalls einen fantastischen Job macht und das alles genauso verdient hat.

Mit "Heart Skips A Beat" und dem Album "In Case You Didn't Know" hattest du 2011 deinen europaweiten Durchbruch. Hast du einen derartig großen Erfolg erwartet, vor allem weil du plötzlich berühmter als dein einstiger Konkurrent warst?

Eigentlich gab es nie einen großen Konkurrenzkampf zwischen uns. Es hieß nicht Joe gegen mich, sondern vielmehr ich gegen mich selbst. Mein großer Wunsch war es immer, erfolgreich zu sein, und dass es tatsächlich geklappt hat, ist ein großer Glücksfall für mich. In Deutschland haben es mit „Heart Skips A Beat“ und „Troublemaker“ ja auch gleich zwei Songs hoch in die Charts geschafft, das hat mich wirklich positiv überrascht.

Letztgenannter Titel lief besonders während der vergangenen Staffel von "Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" rauf und runter.

Ja, davon habe ich auch gehört. Da war ich wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort. (lacht)

Wie ist es eigentlich zur Zusammenarbeit mit Flo Rida für den Song "Troublemaker" gekommen?

Es gab die Option, ihn als Feature-Act für die US-Version von „Heart Skips A Beat“ zu gewinnen, doch wir haben uns letztendlich für Chiddy Bang entschieden. Wir waren allerdings weiterhin an einer Zusammenarbeit interessiert, und als wir an neuen Songs arbeiteten, rief mein Team ihn wieder an und wir legten ihm „Troublemaker“ vor. Dann ging alles ganz schnell: Er hörte den Song, liebte ihn, sang seine Vocals ein und der Rest ist Geschichte.

"Right Place Right Time" ist bereits dein drittes Studioalbum. Inwiefern unterscheidet es sich hinsichtlich der Lyrics und dem Musikstil von den vorangegangenen?

Es ist auf jeden Fall anders als die anderen beiden geworden. Ich versuche grundsätzlich bei jedem Album, meinen Sound so zu verändern, dass die Fans nicht denken, sie hätten das so ähnlich schon mal von mir gehört. Mein Ziel ist es, sie zu überraschen, ihnen etwas zu bieten, was sie nicht erwartet hätten, und genauso werde ich es auch bei meinem vierten Album machen. Hätte alles immer nur gleich geklungen, wäre das ein großer Fehler gewesen, den mir die Leute wahrscheinlich auch nicht verziehen hätten. Deshalb bin ich jetzt schon sehr aufs nächste Jahr gespannt, werde aber zuvor noch ein paar Singles aus „Right Place Right Time“ veröffentlichen. In Deutschland kommt jetzt mein neuer Song „Dear Darlin'“ raus, „Army Of Two“ war gerade in Großbritannien ein Hit.

Heißt, du legst bei deiner Musik den Fokus sowohl auf Evolution als auch Revolution?

Genau, es ist eine stetige Weiterentwicklung, die ich in den letzten vier Jahren vollzogen habe und die auch für das vierte Album ansteht.

Als Singer/Songwriter bist du logischerweise auch in den kreativen Prozess bei der Albumproduktion involviert. Woher bekommst du deine Ideen für neue Songs und wie setzt du sie um?

Ich höre mir erstmal einige Songs von mir an und stelle mir die Frage: „Welchen Song bzw. welche Art von Musik hast du bisher noch nicht gemacht?“ Bei meinem aktuellen Album wollte ich in eine etwas funkige Richtung gehen, wie z.B. mit „Troublemaker“ oder „Hey You Beautiful“. Dann experimentiere ich auch gerne mit verschiedenen Stilrichtungen herum und schaue, was dabei rauskommt. Wenn du einen Riesenhit wie „Heart Skips A Beat“ hattest, dann kannst du das Gleiche nicht noch einmal machen, das wäre einfach zu langweilig. Bei Shows und Performances mag ich die Tatsache, dass sich die Songs verändern lassen. Obwohl grundlegende Elemente wie Strophe und Chorus erhalten bleiben, kann man andere Einflüsse wie Reggae, Motown, Disco, 90s, Rock oder Klassik-Pop hinzufügen, die eine Art musikalische Achterbahnfahrt für das Publikum darstellen. Ich mag diese Art von Abwechslung und freue mich, wenn sie den Fans gefällt.

Im Oktober wirst du als Main Act für einige Konzerte nach Deutschland zurückkehren. Was können deine Fans außerdem in naher Zukunft von dir erwarten?

Zuerst freue ich mich richtig auf die Termine im Oktober und auf das deutsche Publikum. Im November geht es dann weiter nach Australien, wo es auch immer richtig cool ist, und gegen Ende des Jahres gönne ich mir ein bisschen Freizeit mit der Familie und schalte erst einmal ab. Spätestens im März beginnen dann die Arbeiten an meinem vierten Album, womit ich hoffentlich bis Mai fertig sein sollte, sodass es wohl im Frühsommer zusammen mit der ersten neuen Single veröffentlicht wird.

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