Aloe Blacc – Lift Your Spirit
Durch den Hit „I Need A Dollar“ und das ebenfalls erfolgreiche „Loving You Is Killing Me“ lernte Deutschland den smarten Retro-Soul von Aloe Blacc kennen. Das dazugehörige Album „Good Things“ konnte mit diesen Platzierungen zwar nicht mithalten, hielt sich aber immerhin über ein halbes Jahr in den Top 100 – durchaus ein Erfolg. Und dann war da noch Avicii, der Blacc für seinen weltweiten Hit „Wake Me Up“ rekrutierte. Nachdem die beiden Herren mit Edelmetall nur so überhäuft wurden, gab der Soul-Sänger bekannt, eine eigene Akustik-Version des Dance-Tracks und ein neues Album mit dem Titel „Lift Your Spirit“ veröffentlichen zu wollen. Nimmt da etwa jemand Abschied vom Wohlfühl-Soul-Sound?
Sie mögen zwar nicht vorhanden sein, dennoch lassen sich auch in dieser akustischen Version – die Gitarre stammt, wie auch im Original, von Mike Einziger (Incubus) – die Beats kaum wegdenken, zumal es mit den Drums uncharakteristisch laut wird. Für Aloe Blacc-Neulinge ist dieser Einstieg interessant, für Fans der ersten Platte nur schwer zu verdauen. Schnell schiebt der 34jährige aus Orange County „The Man“ hinterher, das zwar immer noch verhältnismäßig modern klingt, wohl aber wieder auf feinen, handgemachten Soul zurückgreift. Sobald im Refrain Blechbläser und Backgroundchor einsetzen, ist alles wieder in Ordnung.
Kleinere Zweifel kommen bestenfalls im Chorus von „Here Today“ auf, einem typischen Soul-Popper, der kaum der Präsenz seines Interpreten gerecht wird, doch auch diese offensichtliche Single geht schnell vorbei. Wesentlich interessanter ist da schon die beseelte Funk-Bombe „Love Is The Answer“. Pharrells Handschrift ist deutlich erkennbar, das tanzbare Grundgerüst bleibt stets smooth und clever arrangiert. Für Abwechslung ist gesorgt: „Ticking Bomb“ (könnte auch von Michael Kiwanuka stammen) zeigt, wie bluesiger Folk zu funktionieren hat, das witzige „Wanna Be With You“ schickt einen Ferngruß an Cee Lo Green und „Red Velvet Seat“ demonstriert, wie jazzig angehauchte Balladen arrangiert werden.
Zwar mag dieses Mal nicht alles funktionieren, dennoch gehen neun der elf Songs direkt in Hirn und Beine. Sogar das etwas schwierige, überlange Finale „Eyes Of A Child“, eine klare Referenz an 60s- und 70s-Soulgrößen, erschließt sich nach ein paar Durchläufen. Auch wenn es die Vorabsingle nicht vermuten lässt, ist Aloe Blacc seiner Linie letztlich treu geblieben, steht weiterhin für smarten, handgemachten Soul, der schon mal humorvoll und funky sein darf. Hits gibt es auf „Lift Your Spirit“ ausreichend, es muss ja kein zweites „I Need A Dollar“ sein.
Lift Your Spirit
VÖ: 25.10.2013
Vertigo Berlin (Universal Music)
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