Pharrell Williams – G I R L

Pharrell Williams

Pharrell Williams ist einmal mehr „The Man“. Als Teil der Neptunes produzierte er Hits am laufenden Band für Britney Spears, Snoop Dogg, Nelly und Justin Timberlake. Nachdem er weder mit seinem Rockprojekt N.E.R.D noch mit seinem Soloalbum „In My Mind“ größere Erfolge feiern konnte, rückte der mittlerweile 40jährige erst einmal in den Hintergrund, bevor er 2013 wieder auftrumpfen sollte mit Credits und Gastauftritten in zwei der erfolgreichsten Singles des Jahres: „Blurred Lines“ von Robin Thicke und „Get Lucky“ von Daft Punk. Und siehe da, plötzlich stellt sich auch Pharrells Soloerfolg ein. „G I R L“ macht knapp acht Jahre nach dem mittelmäßigen Debüt verdammt viel richtig.

Im Solo-Aufwind ist Williams seit der Veröffentlichung von „Happy“, ursprünglich auf dem Soundtrack zu „Ich unverbesserlich 2“ enthalten. Mit seinem Endlos-Musikvideo, das inzwischen tausendfach Nachahmer gefunden hat, sowie dem smarten, minimalistischen Soul-Funk-Groove gelingt der Crossover zwischen Mainstream und Nischenmarkt – ein Radio-, Party- und Chill-Hit, wenn man denn so will. Ähnlich simpel gibt sich der Mann mit den opulenten Hüten einzig in der experimentellen zweiten Hälfte dieses Albums, wenn er für „Lost Queen“ einen Männerchor nebst Schmalhans-Beat sampelt, bevor das versteckte Zwischenspiel „Freq“ mit Überraschungsgast JoJo einsetzt – ein seltener ruhiger Moment.

Vornehmlich lässt Pharrell Williams die Sau raus, und das gehaltvoll. „Marilyn Monroe“ eröffnet die Platte mit Leinwand-tauglichen Streichern und einer manischen, schroffen Bassline. Nebst musikalischen Jacko-Referenzen philosophiert der jugendlich wirkende Sänger über seine Traumfrau – ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das Album zieht und in weiterer Folge sexualisiert wird, speziell im blumigen „Gush“, dem 70s-Falsett-Bouncer „Hunter“ und dem mit verwegenen Motorrad-Metaphern ausgestatteten „Come Get It Bae“. In letzterem Track revanchiert sich Abrissbirne Miley Cyrus für Williams‘ Beitrag zu ihrem aktuellen Album „Bangerz“. Einen Originalitätspreis mag diese Kollaboration zwar nicht gewinnen, als potentielle, leicht übertriebene Single mit putzigem Gitarren-Motiv könnte der Track jedoch funktionieren.

Die weiteren Gäste: vom Feinsten. Daft Punk setzen im angekitschten „Gush Of Wind“ den Trend von „Random Access Memories“ mit Vocoder-Refrain fort, Alicia Keys veredelt den Reggae- / Ska-Ausflug „Know Who You Are“ und Justin Timberlake lässt im Funk-Monster „Brand New“ Erinnerungen an gemeinsame Großtaten des Duos erwachen. Spätestens wenn Pharrell Williams im abschließenden „It Girl“ die Liebe seines Lebens besingt und dafür kurz seinen inneren Prince hervorkehrt, schließt sich der Kreis. Mit gutem Grund ist er 2013/2014 wieder der Go-to-Guy für hitverdächtige, einprägsame Produktion. Technicolor-Soul und Plüsch-Funk geben auf „G I R L“ das Tempo vor. Pharrell hat endlich sein Soloalbum, seinen gelungenen Alleingang geschrieben. Dass diese Platte sowie die eine odere andere Auskopplung auf Monate hinweg die Charts dominieren wird, versteht sich von selbst; bis die Welt wieder genug vom Mann mit den auffälligen Kopfbedeckungen hat.

Pharrell Williams - G I R L

G I R L
VÖ: 03.03.2014
Columbia Records (Sony Music)

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