Momma – Welcome To My Blue Sky

Momma
(c) Avery Norman

Eine Zeit der Veränderung als Quell der Inspiration für ein neues Album – das stellt erst einmal keine sonderliche Überraschung dar. Und doch ist das, was Momma auf ihrer vierten Platte abziehen, sehr richtig und wichtig. Inspiriert von einem Sommer, der vieles auf den Kopf stellte (unter anderem werden Untreue, Einsamkeit, eine Romanze und viel Alkohol als Eckpunkte genannt), schrieben Etta Friedman und Allegra Weingarten aus einer Phase des ‚parallelen Chaos‘, wie sie es nennen, eine Art offenen Brief an alle Leute, die sie in dieser Zeit begleiteten. „Welcome To My Blue Sky“ kleidet die Coming-of-Age-Story in gewohnt charmanten Indie-Sound.

Das herzliche „Sincerely“ als eröffnendes, verträumtes Songfragment verleiht dem Konkreten einen unwirklichen Charakter, danach legt „I Want You (Fever)“ so richtig los – mit dicken Gitarren, feinen Hooks und etwas Gaze inmitten feinster Indie- und Alternative-Klänge. Der Quasi-Refrain brennt sich sofort ein, die Melodien machen Laune. Das gilt auch für „Bottle Blonde“, ein herrlich reduzierter und verspielter Track, der gefühlt mehrere Welten kollidieren lässt und doch wunderbar leichtfüßig anmutet. „Welcome To My Blue Sky“, der sympathische Titelsong, weiß ebenso den weit offenen Klangraum zu schätzen und lässt die Gitarren erst einmal kommen.

In „My Old Street“ sind sie hingegen überpräsent. Der melancholische, kraftvolle Rausschmeißer trägt die etatmäßige Aufbruchsstimmung in sich und wächst immer wieder. „New Friend“ betont hingegen das Gemeinsame, wächst beinahe frühlingshaft über sich selbst hinaus und stellt „Last Kiss“ als kantige Antithese gegenüber. Hier geht plötzlich gar nichts und doch alles, wunderbar schwerfällig umgesetzt. Diese Schwere nimmt „Ohio All The Time“ auf und trägt sie in Richtung Ohrwurm. Ein solcher will „Rodeo“ wohl nicht sein, wenngleich die charmanten Pop-Harmonien prima mit der Distortion können und dieser gerne mal widersprechen.

Gerne begleitet man Momma, während sie eine besondere Zeit Revue passieren lassen, daraus ihre Lehren ziehen und zugleich das Storytelling gekonnt, konzentriert verfeinern. Als Gesamtkunstwerk ist „Welcome To My Blue Sky“ bereits eine kleine Schatzkiste. Das wachsende Selbstbewussein auf musikalischer Ebene unterstreicht das gekonnt, punktet mit neuen Feinheiten, einer gesunden Portion mehr Pop und Hooks, aber auch mit Shoegaze-Ansätzen und Melancholie inmitten offensichtlicher Indie-Hits. Alles greift wunderbar ineinander, geht ins Ohr, ans Herz und ins Gefühlszentrum. Momma setzen ihren gemächlichen Aufstieg mehr als gekonnt fort.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.04.2025
Erhältlich über: Lucky Number Music (Rough Trade)

Website: www.mommaband.com
Facebook: www.facebook.com/mommaband