Chrissie Hynde – Stockholm

Chrissie Hynde

35 Jahre nach dem ersten Pretenders-Album bricht Chrissie Hynde mit der eigenen Regel, nie ein Soloalbum veröffentlichen zu wollen, wobei sich der Solo-Aspekt vornehmlich im Namen auf dem Plattencover äußert. Die 62jährige US-Amerikanerin arbeitet auf „Stockholm“ mit einer Reihe bekannter Künstler zusammen. Zu den Gästen zählen Neil Young und John McEnroe, an den Reglern saß Björn Yttling von Peter Björn And John. Auf große Experimente verzichtet Hynde – sie wollte schlicht und ergreifend ein kraftvolles Pop-Album aufnehmen.

Die erste Single „Dark Sunglasses“ dient als solider Vorgeschmack auf dieser Platte. Knapp gehaltene Strophen, flotter Refrain, schelmisches Grinsen der Künstlerin, cooler Gitarren-Lick – sicherlich nicht besonders, wohl aber eine gute, unterhaltsame Idee. Spannender wird es dahinter, beispielsweise mit dem bittersüßen „Like In The Movies“. Der geschickte, intelligente Aufbau gen Refrain zeigt einer Lana Del Rey mehr als nur eindrucksvoll, wie melancholischer, süßlicher Pop mit dichter Atmosphäre zu funktionieren hat.

Über weite Strecken ist „Stockholm“ ein Siegeszug und noch dazu ein Album der Gegensätze. Konsequent durchgehaltenes Understatement ist selten, regt dafür zu Begeisterungsstürmen an. „Tourniquet (Cynthia Ann)“ entpuppt sich als feine, weitestgehend akustisch gehaltene Nummer mit Xylophon – Gänsehaut garantiert. „A Plan Too Far“ hingegen arbeitet mit Blues-Elementen, schwer atmenden Gitarren und sogar einer Prise Country. „House Of Cards“ bringt das so selten gehörte Understatement kontemporärer Populärmusik  in knapp vier Minuten auf den Punkt – unaufdringlich, schlicht instrumentiert, zwischen Sprechgesang im Breakdown und dem geradezu euphorisch klingenden Refrain sämtliche Gefilde abdeckend.

Ein bisschen Füllmaterial zwischendurch darf schon sein, nicht jeder Song kann einschlagen. Somit ist „Stockholm“ vielleicht nicht ganz so groß, wie es hätte sein können, in seinen besten Momenten dafür eine befreit wirkende, leidenschaftliche Pop-Platte einer in Würde gealterten Künstlerin, die hier 38 Minuten lang die Zeit zurückzudrehen vermag. Der Jungbrunnen Schweden hat Chrissie Hynde gut getan, eine baldige Fortsetzung wäre zu goutieren.

Chrissie Hynde - Stockholm

Stockholm
VÖ: 06.06.2014
Caroline International (Universal Music)

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