Empyrium – The Turn Of The Tides

Empyrium

Als Empyrium 2002 nach Veröffentlichung ihres starken „Weiland“-Albums ihre Auflösung bekannt gaben, brach für die Fans ihres unverwechselbaren, naturverbundenen Musikstils  eine Welt zusammen. Immerhin gelten Empyrium neben Ulver als Vorreiter einer eigenen Musiksparte, angesiedelt irgendwo zwischen Doom, Gothic Metal und Neofolk . Markus Stock alias Ulf Theodor Schwadorf und Thomas Helm waren seitdem zwar alles andere als unproduktiv, doch die besondere Magie der Empyrium-Alben erreichte weder ihre Zusammenarbeit unter dem Namen Noekk noch die Horror Metal-Scheiben von Schwadorfs Zweitband The Vision Bleak. Als 2010 die Rückkehr Empyriums bekannt gegeben wurde, stiegen die Erwartungen an ein neues Werk folglich schnell ins Unermessliche, zumal sich die Band vier Jahre Zeit für die Fertigstellung ihres fünften Albums „The Turn Of The Tides“ genommen hat.

Die Entwarnung kann gleich vorab gegeben werden – egal, wie hoch die Erwartungen auch sein mögen, „The Turn Of The Tides“ wird sie erfüllen können. Das Duo hat seiner schmalen, aber durchweg hochklassigen Diskographie ein weiteres Meisterwerk hinzugefügt, das das zwölf Jahre alte „Weiland“ qualitativ übertreffen kann. Musikalisch wandeln Empyrium anno 2014 nicht mehr ausschließlich auf Neofolk-Pfaden und weben hier und da auch wieder Elemente ihrer Frühwerke – wie etwa Screams und harte Gitarren beim schon vom 2011er Wave-Gotik-Treffen bekannten „Dead Winter Ways“ – in den Bandsound ein. Um eine von manchen erhoffte Rückkehr zum Stil des Karriereglanzlichts „Songs Of Moors And Misty Fields“ handelt es sich aber dennoch nicht, da Empyrium mit der Zeit gehen und auch Elemente aus Progressive Rock und Post Rock in ihren Sound integriert haben. Dementsprechend erinnert das Album phasenweise auch etwas an die verspielten Songs des Noekk-Projekts.

Der älteste Song auf „The Turn Of The Tides“ ist „The Days Before The Fall“, den Fans vermutlich schon vom 2010 veröffentlichten Neofolk-Sampler „Whom The Moon A Nightsong Sings“ kennen werden, der von seiner unbeschreiblichen Magie seitdem aber nichts verloren hat. Dennoch handelt es sich dabei nicht um das Highlight das Albums – diese Ehre gebührt nämlich zu gleichen Teilen dem Opener „Saviour“ und „In The Gutter Of This Spring“ – Ersterer geprägt durch ein hochemotionales majestätisches Stimmungsbild, Zweiterer anfangs sehr ruhig, später härter und wuchtiger werdend, etwas an den Klassiker „Mourners“ erinnernd. Weitere Sahnestücke sind das oben erwähnte „Dead Winter Ways“ und der sphärische, das Album wunderbar abschließende Titelsong „The Turn Of The Tides“.

Alle Songs auf „The Turn Of The Tides“, das neben der normalen Digipak-Edition auch in einer auf 777 Exemplare limitierten Buch-Ausgabe erscheint, werden von einer geradezu erhabenen Atmosphäre getragen, die von der emotionalen Intensität eines „Songs Of Moors And Misty Fields“ nur Nuancen entfernt ist. Schwächen muss man hier mit der Lupe suchen, denn neben einem in wenigen Momenten aufkommenden Gefühl der Monotonie gibt es hier gar nichts zu bemängeln. Das Album bietet somit die besten Elemente aller Phasen und wirkt dank Hinzunahme modernerer Einflüsse im Jahr 2014 keineswegs wie ein antiquierter Fremdkörper. Fraglich ist allerdings, ob der Hochsommer einen passenden Stimmungsrahmen für derart melancholische Klänge liefern kann.

Empyrium - The Turn Of The Tides

The Turn Of The Tides
VÖ: 18.08.2014
Prophecy Productions (Soulfood Music)

Empyrium @ Home | @ Facebook
„The Turn Of The Tides“ @ Amazon kaufen