Example – Live Life Living

Example

Nicht weniger als drei Jahre ist es bereits her, dass der Brite Example mit „Changed The Way You Kiss Me“ auch außerhalb seiner Heimat einen Riesenhit verbuchen konnte. In der Zwischenzweit war Elliot John Gleave, so sein bürgerliche Name, jedoch nicht untätig. Sein viertes Album „The Evolution Of Man“ entzog sich zwar ein wenig der internationalen Öffentlichkeit, brachte im UK jedoch einen weiteren Top-2-Hit hervor. „Live Life Living“, das nunmehr fünfte Example-Album, ist das erste, welches bei Sony erscheint und auch prompt den Weg in die Bundesrepublik findet.

Bereits die erste Hälfte des Albums beweist mehrfach, dass „Live Life Living“ nicht dazu gemacht ist, um auf der Insel zu versauern. Allen voran die Leadsingle „One More Day (Stay With Me)“ klingt bereits im Intro nach Hit – und nicht nur weil es entfernt an den Robin S‘ House-Klassiker „Show Me Love“ erinnert. Die Mischung aus Gleaves tiefen Raps, seinem höheren Gesang und der sommerlichen Melodie überzeugt fast vollends. Wäre da nicht das Gefühl, Example hätte noch etwas mehr aus dem Song kitzeln können. Ähnliches lässt sich bei „Can’t Face The World Alone“ beobachten: Nachdem der Track zunächst etwas vor sich hinplätschert nimmt er zügig an Fahrt auf und gefällt dank eingängiger Melodie und einprägsamen Gesang. Zwar gelingt dem Briten bis zum Ende des Songs ein stetiger Spannungsaufbau, der aber bis zum letzten Ton noch nicht abgeschlossen scheint. Mit etwas mehr Wumms in einer Single-Version wäre „Can’‘ Face The World Alone“ aber mit Sicherheit ein heißer Kandidat für eine weitere Auskopplung.

Als hätte Example es selbst gemerkt, dass er mit angezogener Handbremse fährt, dreht der Sänger, Rapper, Songwriter und Producer in Personalunion in der zweiten Hälfte des Albums auf. Die folgenden drei Songs inklusive des Titeltracks können getrost als musikalische Eskalation bezeichnet werden. Die härtere Gangart steht vor allem „All The Wrong Places“, der ersten Single des Albums, die durchaus als Soundtrack für „Need For Speed Underground“ durchgegangen wäre. Noch mitreißender ist lediglich „Take Me As I Am“, welches noch gemächlich mit Pianoklängen und ruhigem Gesang beginnt, um sich dann in zwei radikalen Schritten erst zu einer Elektronummer, und dann zu einem Techno-Rock-Brett mit Shouts zu wandeln, die man so gut und gerne auf einem Underground-Rave erwarten kann.

Experimenteller und vor allem ruhiger gestalten sich die letzten Tracks der Standard Version des Albums. Während „At Night“ vor allem durch Examples spannungsgeladenen Sprechgesang und die hypnotisierende Melodie lebt, ist „Longest Goodbye“ noch einen Tick atmosphärischer. Der Rausschmeißer setzt auf exotische Sounds, eigenwillige Drums sowie eindrucksvollen Vocals und stellt ein würdiges Ende einer äußerst abwechslungsreichen Platte dar.

Mit „Live Life Living“ hätte Example seinem fünften Album keinen besseren Titel geben können. Der 32-jährige Brite schafft es scheinbar mühelos zwölf grundeigenständige Songs auf die Platte zu packen. Mit sommerlich-tanzbarem House, elektronischem Rock und atmosphärischem Ambient-House bedient er so ziemlich jede Nische clubbiger Musik. Neben den gefälligen Produktionen, für die sich Gleave zumeist selbst verantwortlich zeigt ist seine Stimme sein größtes Kapital: Je nachdem, ob er singt oder rappt, hört sie sich komplett unterschiedlich an und trägt zu einem erheblichen Teil zum Abwechslungsreichtum von „Live Life Living“ bei.

Example - Live Life Living

Live Life Living
VÖ: 04.07.2014
Epic Records (Sony Music)

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