Rhonda – Raw Love

Rhonda

Zurück in die Zeiten des Hamburger Star Clubs geht es für die Nordlichter Rhonda, unter anderem mit ehemaligen Mitgliedern der Trashmonkeys. Das Quintett versteht sich auf smarte 60s-Klängen zwischen Soul und den Anfängen des Rock’n’Roll nebst kleineren Überraschungen. „Raw Love“ heißt ihr Debütalbum und zeigt die Hamburger tatsächlich von einer rohen, sympathisch ungestümen Seite. Anders gesagt: Rhonda verstehen sich auf Leidenschaft, Retro-Charme und schwer atmende Arrangements.

„Camera“, die erste Single, bringt den Sound der Nordlichter auf den Punkt. Smarter, unterschwelliger Rock mit dezenter Ska-Schlagseite begleitet durch die Strophe, in der Milo Milone ihre Range, ihren fantastischen Gesang vollends zur Geltung bringen kann – wie auch im unheimlich smoothen Refrain. Eine Prise Madness, vielleicht sogar The Clash schwingt mit. Soul in bester Retro-Manier mit einem Hauch Duffy und sogar Amy Winehouse ist aber Hauptbestandteil von „Raw Love“. Das freundliche „Take It Back“ mit einer Prise Ronettes entführt in diese Gefilde mit Ohrwurm-Melodie, angenehm klebrigem Refrain und einer magenfreundlichen Portion Zuckerguss.

Wirkliche Schwächen sind nicht auszumachen, auch wenn sich ein wenig Füllmaterial eingeschlichen hat. „That’s How I Roll“, die butterweiche Soul-Ballade, zählt mit Sicherheit nicht dazu. Während sich die Band in romantischem Understatement übt, findet Milone das richtige Mittelmaß zwischen Power und Gefühl. Ebenfalls unterhaltsam: „Bruno“, ein smarter Ska-Track, der in einer idealen Welt die letzten Wochen des Sommers dominieren würde. Es fehlen bloß wummernde Beats und ein wenig Abstumpfung – und genau diese teuflische Falle umschiffen Rhonda geschickt mit einem liebevollen eingespielten Post-Motown-Refrain.

„Raw Love“ ist tatsächlich das, was der Titel besagt: eine angenehm rohe Platte (wohl aber sauber und ausgeglichen produziert) mit pointierten Ideen und einer durchaus ansprechenden Zeitreise. Rhonda erfinden das Rad keineswegs neu, wissen mit ihrem Soul-Sound aber zu unterhalten. Man hört den Mitgliedern ihre Erfahrung an, denn nach Debütalbum hört sich das nicht an, ganz im Gegenteil: kleine Hits, gut gemeintes Understatement und die nötige Abwechslung lassen kaum Wünsche offen.

Rhonda - Raw Love

Raw Love
VÖ: 25.07.2014
PIAS Germany (Rough Trade Distribution)

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