Laing – Wechselt die Beleuchtung
Es ist schon erstaunlich, was das Quartett von Laing seit ihrer Teilnahme bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest erreicht hat. Zu diesem war das Gespann um Frontsängerin Nicola Rost im Jahr 2012 mit dem Trude Herr-Cover „Morgens immer müde“ angetreten. Nach Platz 2 im Wettbewerb, Edelmetall für die Single, dem Debüt-Album „Paradies Naiv„, ausverkauften Konzerten und einer Neubesetzung, präsentieren die Berliner Damen nun ihre zweite LP „Wechselt die Beleuchtung“. Anders als der Titel glauben lassen möchte, knüpfen Laing genau dort an, wo sie aufgehört haben.
Das beweist bereits die Lead-Single „Safari“, die auch als Opener fungiert. Mit spielerischer Leichtigkeit reiht Rost eine Tiermetapher nach der anderen aneinander um jeden Typ Mann erst zu klassifizieren und dann zu charakterisieren. Etwas kantiger kommt zumindest das Instrumental und der Gesang des zweiten Titels „Zeig deine Muskeln“ daher. Auch hier geht es wieder um – genau – Männer. Im Zentrum des Geschehens diesmal: der Kerl, der sich beim Sporteln im Fitnessstudio gerne von Frau beobachten lässt – die dieses Angebot auch gerne annimmt. Nach dem der Auftakt etwas NDW-80s-lastig ausgefallen ist, bringen Laing mit dem Titeltrack dann tatsächlich eine neue Facette in ihren ohnehin schon breit gefächerten „Electric Lady Sound“. Die Midtempo-Nummer überzeugt durch seine Mischung aus souveränem Sprechgesang, Dubstep-Anleihen und einer erhabenen Instrumentierung im Chorus.
Einer der gefälligsten Songs des Albums ist jedoch „Natascha“, bei dem Laing mit ihrem mehrstimmigen Gesang ihren größten Trumpf vollends ausspielen können. Während Nicola Rost in der Uptempo-Nummer äußerst charmant aus einem Tag ihres Lebens erzählt, markieren die Vocals von Johanna Marschall und Larissa Pesch die Gedanken der Protagonistin. Dass Laing auch leise Töne anschlagen können, beweisen sie mit „Dein, Deine, am Deinsten“. Fast schon bedächtig wirken die Strophen, welche mit einer Kombination aus Pianomelodie und wummernden Synthies instrumentiert sind. In einem Song, in dem Rost über die fehlenden Möglichkeiten seine Liebe in Worte zu fassen sinniert und daraus traurige Tatsachen ableitet, („habt ihr nie weiter gefühlt, als ihr Wörter habt?“) zeigt die Produzentin und Songwriterin gleichzeitig ihre stärkste gesangliche Leistung auf dem Album.
Laing schaffen es bei jedem einzelnen Song des Albums künstlerisch zu überzeugen. Die Texte, welche alle von Nicola Rost geschrieben wurden, beleuchten die Unwägbarkeiten jedes noch so gewöhnlichen Alltags. Ganz provokativ überzeichnen Laing die Marotten des menschlichen Miteinander und übertreiben es nur vereinzelt. Während die musikalische Explosion bei „Karneval der Gefühle“ noch überzeugt, kommt der Heintje-Klassiker „Sei doch bitte wieder gut“ nach äußerst ansprechend gestalteten Strophen spätestens beim über-pathetischen Chorus unter die Räder und ist eindeutig Geschmacksache. Die ersten ausverkauften Konzerte für die neue Laing-Tour sind aber der Beweis, dass „Wechselt die Beleuchtung“ wohl den Geschmack der Hörer genau getroffen hat.
Wechselt die Beleuchtung
VÖ: 12.09.2014
Island Records (Universal Music)
Laing @ Facebook
„Wechselt die Beleuchtung“ @ Amazon kaufen