Gentleman – MTV Unplugged

Gentleman

Ein Jahr nach Max Herre erscheint ein weiteres Unplugged-Benchmark aus deutschen Landen. Tatsächlich kam in der 25 Jahre andauernden MTV Unplugged-Geschichte bislang kein Reggae-Künstler zum Zug. Gentleman ändert dies nun. Längst am Zenit seiner Karriere angelangt, nahm er nach mehreren Jamaika-Aufenthalten eine intime Show vor wenigen geladenen Gästen in Köln auf, unterstützt durch zwei Dutzend Live-Musiker sowie einige überraschende Kollaborateure. Ebenfalls mit dabei: zwei neue Songs und zwei Cover-Versionen.

Das komplette Set umfasst stattliche 28 Songs und ist auf Doppel-CD erhältlich wie auch als Einfach-CD-Zusammenfassung – die Bildfassungen auf DVD und Blu-ray werden erst Anfang Dezember nachgereicht. Eröffnet wird mit einem der größten Hits: „Superior“, ungemein lässig dargeboten mit verstärktem Saxophon-Einsatz und herrlicher Percussion. Gentleman harmoniert gewohnt souverän mit den beiden regulären Backgroundsängerinnen seiner Band The Evolution, verstärkt durch die Jamaikanerin Sherieta Lewis. Der Song, wie viele andere auch auf dieser Unplugged-Platte: unverkennbar und doch irgendwie anders.

Ausgelassen wird nichts, es setzt nur Hits: „It No Pretty“, „Walk Away“, der ausladende Jam zu „Runaway“ inklusive Bandvorstellung, das unkaputtbare „Dem Gone“ sowie eine pulsierende Darbietung des Far East Band-Live-Klassikers „Rainy Days“, natürlich unterstützt durch Martin Jondo und Gentlemans Lebensgefährtin Tamika. Einer der Top-Gäste ist Bob Marleys Sohn Ky-Mani Marley, der im brandneuen Track „No Solidarity“ zu Höchstform aufläuft und ebenso bei der abschließenden Cover-Version von „Redemption Song“, einem Track seines Vaters, mit dabei ist. Zweiter Überraschungsgast dieses Finales: Hosen-Frontmann Campino.

Nicht minder spannend ist „Warn Dem“, der zweite neue Song und gleichzeitig auch Vorabsingle der Unplugged-Platte mit einem Gastauftritt Shaggys. In unnachahmlicher Manier schanzen sich die beiden Künstler ihre Verses zu fieberhaften Grooves zu. Das ist aber längst nicht alles: Chartstürmer Milky Chance nimmt zu „Homesick“ Platz, Tanya Stephens ist für „Another Melody“, Christopher Martin im grandiosen „To The Top“ am Start. Etwas aus dem Rahmen fällt „Big City Life“ – eine überraschende Wahl, natürlich mit Vocals von Marlon Roudette, in der chilligen, beinahe loungigen Atmosphäre aber ein echter Gewinn für das Set.

„MTV Unplugged“ ist für Gentleman, wenig überraschend, ein eindrucksvoller Siegeszug, eine unterhaltsame Melange seiner größten Hits gemischt mit smartem, neuen Material und Cover-Versionen, fantastischen Musikern und tollen Gästen. Von Songauswahl über Atmosphäre bis hin zur Interpretation stimmt im Prinzip alles; und vor allem genug für Gentleman, um im November selbst weitere Unplugged-Gigs zu spielen. Nach dieser Platte fragt man sich unweigerlich, warum es für einen Reggae-Künstler eigentlich so lange bis zur MTV Unplugged-Ehre gedauert hat.

Gentleman - MTV Unplugged

MTV Unplugged
VÖ: 07.11.2014
Vertigo Berlin (Universal Music)

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