Woods Of Birnam – Woods Of Birnam

Woods Of Birnam

Musizierende Schauspieler sind an sich eine schwierige Sache. Manchen begegnet man im besten Fall mit ausreichend schützender Distanz, andere heißt man wiederum herzlich im Plattenregal willkommen. Zu zweiterer Gattung zählt Christian Friedel, bekannt durch seine Rollen im vielfach prämierten sowie Oscar-nomierten Haneke-Streifen „Das weiße Band“ und in der Verfilmung von Kaminers Roman „Russendisko“. Im Rahmen einer „Hamlet“-Inszenierung traf er die Instrumentalisten der immer noch – pardon! – auf Eis liegenden Polarkreis 18. Aus der Kollaboration als Woods Of Birnam – der Bandname ist eine Referenz an Shakespeares „Macbeth“ – wurde eine Serie an Auftritten und, nunmehr, das eponyme Debütalbum.

Herausgekommen bei den gemeinsamen Arbeiten – Friedel ist nicht nur Sänger, er ist ebenso Songwriter – ist ein Stück erwachsene Popmusik, das wesentlich seltener als vermutet an Polarkreis 18 erinnert. „Dance“ schafft das noch am ehesten mit seinem hibbeligen, Dance-lastigen Arrangement (nomen est omen) und dem pumpenden Refrain. Charmant hingegen der Opener: „I’ll Call Thee Hamlet“, einer von gleich mehreren Tracks der ersten gemeinsamen EP. Sachte instrumentierte, fragile Strophen, kraftvoller Chorus mit einem Schuss Melancholie, unterschwellig mitarbeitende Gitarren und ganz viel Ruhe zwischendrin – ein gelungener Auftakt.

Noch besser macht es hingegen das wohl von Radiohead inspirierte „The Healer“ mit seiner bittersüßen Melodie und den ebenso entrückten, leicht abgehobenen Vocals – ein Husarenritt durch den Nebel des Vergessens, durch die Wälder aus dem Video zu „There, There“, wenn auch deutlich geordneter instrumentiert. Einzig in „Soon“ vergreifen sich Woods Of Birnam mit einer gar offensichtlichen Pop-Ballade, die mit sämtlichen Platitüden des Genres kokettiert und diesen letztlich auch zum Opfer fällt. Wesentlich spannender: das pulsierende „Remembrance“ oder die Quasi-Bandhymne, bei der sich Dranbleiben lohnt, denn im Hidden Track lässt das Quintett die Puppen tanzen.

Woods Of Birnam versuchen erst gar nicht nach Polarkreis 18 oder inszeniertem Bühnenprojekt zu klingen, sondern präsentieren als angenehm eigenständiges Projekt zeitlose, anspruchsvolle Popmusik mit gelegentlich synthetischem Unterbau und einem zumeist souveränen Frontmann. Friedel nimmt das Heft in die Hand, dirigiert das Geschehen und zeigt ein ums andere Mal, dass sich sein Talent nicht einzig auf die Schauspielerei beschränkt. Neues aus dem schottischen Wald möge bald folgen.

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Woods Of Birnam
VÖ: 07.11.2014
Royal Tree Records (Broken Silence)

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