Hanni El Khatib – Moonlight
Hanni El Khatib ist stets für Überraschungen gut. Sein Debütalbum „Will The Guns Come Out“ wurde im eigenen Schlafzimmer aufgenommen, für den Major-Ausflug „Head In The Dirt“ gab er sich gemeinsam mit Dan Auerbach (The Black Keys) analogen Träumen hin. Dieses Mal wurde Isolation zum Impuls gebenden Stilmittel auserkoren in Kombination mit musikalischen Crossover-Fragen. Die Antwort auf Überlegungen, wie eine Kollaboration von RZA, Iggy Pop und Tom Waits klingen könnte, gibt „Moonlight“.
Der Einstieg gestaltet sich nicht gerade einfach: „Moonlight“, die erste Single, beginnt schroff und ein wenig Lo-Fi, entwickelt sich aber schnell zu einem smoothen, beseelten Rocker mit nachdenklichen Synthi-Untertönen, zu dem die im Begleittext erwähnten Referenzen Suicide und Mobb Deep durchaus passen. Gefälliger, wenn auch wieder ganz anders ist die zweite Auskopplung „The Teeth“ mit einer unterschwelligen Heavyness, die entschieden gen verqueren, scharfkantigen Garage Rock drängt. Nicht nur das Soli könnte direkt aus dem Fundus Jack Whites stammen.
Ähnlich eklektisch und von Überraschungen gesäumt, gestaltet sich der weitere Verlauf dieses dritten Albums. „Servant“ beginnt mit einem HipHop-Drumloop, baut diesen schließlich in dezent beseelte Rock’n’Roll-Strophen ein, nur um mit einem abermals ruppigen Uptempo-Chorus kurzzeitig zu explodieren. „Dance Hall“ experimentiert, dem Titel gemäß, mit Dub- und Dancehall-Elementen, „Chasin'“ wird mit seinem Funk und den Blechbläsern zu einer Art verhindertem Radiotrack, während „All Black“ unnachgiebigen, fieberhaften Rock mit stetig steigendem Suchtfaktor serviert.
Es sind vergleichsweise einfache Mittel, mit denen Hanni El Khatib arbeitet: ungeschliffene Riffs, 80s-Loops (wohl aber von einem echten Drummer eingespielt), HipHop-Untertöne und dreckiger Singer/Songwriter-Ethos. Zwar fehlt „Moonlight“ ein wenig das analoge Herz von „Head In The Dirt“ wie auch dessen Hits, dafür stimmt auf dem dritten Album der Gesamteindruck; ein Eindruck, der sich erst nach mehreren Durchläufen einstellt, wenn der ruppige Garagen-Sound so richtig zu brennen beginnt und die mutige, weit offene Künstlerseele verdientermaßen entlohnt.
Moonlight
VÖ: 23.01.2015
Innovative Leisure (Rough Trade)
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