Hanni El Khatib – Head In The Dirt
Mit der „schlechtesten Gitarre der Welt“, so Hanni El Khatib, begann das ehemalige Skater-Kid seine Karriere als Musiker in San Francisco. 2010 wurde er vom Indie-Label Innovative Leisure entdeckt, ein Jahr später erschien seit Debütalbum „Will The Guns Come Out“, eine herrlich sperrige Rockplatte mit mächtigem Souleinschlag. Mittlerweile wohnt der gute Mann in Los Angeles, hat einen Major-Vertrag in der Tasche und traf auf Tour Dan Auerbach (The Black Keys), der seine zweite Platte produzieren sollte. Besagtes Album hört auf den Namen „Head In The Dirt“ und erscheint nun auch in Deutschland.
Die aktuelle Single „Penny“ täuscht ein wenig über den Sound dieses Zweitlings hinweg, ist El Khatib hier doch tatsächlich ein echter Popsong ausgekommen. Das verspielte Piano erzeugt gemeinsam mit den Synthis einen gewissen Retro-Vibe, dazu kommt der unbeschwerte Gesang, der gerade im leichtfüßigen, verliebt tänzelnden Refrain ungewohnt süßlich und lieblich wirkt. Man muss sich bloß die ersten beiden Songs des Album vorknüpfen, um besagte Auskopplung entsprechend einordnen zu können. Der Titeltrack „Head In The Dirt“ rockt im Chorus böse, nimmt beinahe metallische Züge an, während „Family“ etwas von Protest-Punk und fiesem Garagen-Rock hat.
Ein gewisses rohes Auftreten in bester Death From Above 1979-Manier gehört zum Sound des US-Amerikaners, ebenso die vergleichsweise rüde Attitüde – von Auerbach ein wenig geglättet, ohne auf die sperrigen Anfänge El Khatibs zu vergessen. „Pay No Mind“ mit seinem verkappten Iommi-Riff macht da weiter, wo Jack und Meg White längst aufgehört haben. Gerade der schwerfällige Part, der arg dissonante Mittelteil macht Laune. In „Low“ stellt El Khatib sein Faible für Soul zur Schau, wirkt unerhört entspannt und groovt wie ein Monster. Selbst eine offensichtliche Hommage an „Gay Bar“ wie das bissige „Nobody Move“ darf nicht fehlen, auch wenn nur für wenige Sekunden Tribut gezollt wird, bevor Dub- und Reggae-Elemente die Sonne herein lassen.
Natürlich ist „Head In The Dirt“ keine einfache Platte, aber das war wohl auch kaum der Plan. Hanni El Khatib ist ohne seine Gitarre wohl nur ein halber Mensch, fühlt sich hörbar wohl, wenn er ordentlich in die Saiten hauen kann. Ein Song wie „Penny“ ist ein löblicher Ausrutscher, der einerseits die Geister scheiden wird, andererseits auch neue Fans herbeizerren könnte. Im Herzen ist der US-Amerikaner ein klassischer Singer/Songwriter, der Lärm und Soul für sich entdeckt hat und diese eine Zwangsheirat eingehen lässt. Schön mag das nicht sein, wohl aber authentisch und ungemein unterhaltsam – eine Liebhaberplatte.
Head In The Dirt
VÖ: 30.08.2013
Vertigo Berlin (Universal Music)
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