Miles Kane – Sunlight In The Shadows

Miles Kane
(c) Jim Herrington

Eigentlich hätte sich Miles Kane nichts mehr zu beweisen, möchte man meinen. Als Teil von The Last Shadow Puppets stürmte er mehrmals die Spitze der britischen Album-Charts, wo sich auch seine fünf bisherigen Soloalben durchgehend in den Top 20 platzierten, dazu kommen diverse weitere Bands und Projekte, wie The Jaded Hearts Club und The Rascals. Und doch fühlte es sich wie ein Neustart an, als der End-Dreißiger im Juni 2024 die Easy Eye Sound Studios betrat und dort auf Dan Auerbach (The Black Keys) traf. Schnell war eine gemeinsame Wellenlänge gefunden, die ersten drei Songs entstanden noch am ersten Tag, zudem wurde das gesamte Material in Rekordzeit live eingespielt. Diese spontane und zugleich hochgradig kreative Atmosphäre hört man „Sunlight In The Shadows“ prima an.

Wie im Titelsong, der gar nicht genug Gitarren in sich vereinen kann, von einem permanenten Grinser und herrlicher Schwere inmitten aller Leichtigkeit begleitet. Denn obwohl hier klassischer Beat und 60s-Britpop mit Psychedelia kollidiert, bleiben vor allem die warmen, prominenten Basstöne hängen, die gekonnt auf das finale Crescendo hinarbeiten. In „Without You“ scheint Kane hingegen kurz im Great American Songbook zu blättern und schielt in Richtung Folk und Country … bis die vorwitzige Kopfstimme das Geschehen mit wachsender Begeisterung ad absurdum führt und MOR-Chic mit einer gesunden Portion Funk vereint.

Funk schimmert auch in der spontan als Schlussakt der Aufnahmesession eingespielten Cover-Version „Slow Death“ von The Flamin‘ Groovies durch, innerhalb einer Stunde abgeschlossen und voller Drive. Hingegen eröffnet „Love Is Cruel“ das Album mit Donnerhall und Gemächlichkeit, mit der ganz feinen Klinge und ein paar blauäugigen Soul-Einlagen aus dem halbwegs hohen Norden. Das macht mindestens so viel Laune wie der drückende, verschwitzte Rocker „Blue Skies“ und das auf komplett andere Weise verzückende „I Pray“. Hier kommen Power-Pop und RnB zusammen, von einer wilden wie herrlich eingängigen Uptempo-Jagd gekonnt in Szene gesetzt.

Dass Dan Auerbach seine Finger hier im Spiel hatte, ist nicht zu überhören. Ebenso wenig, dass diese Platte dabei durch und durch Miles Kane bleibt, bloß mit etwas anders gelagerter Verfeinerung. Die Energie und die gute Laune einer erfolgreichen wie kreativ begeisternden Session sind in jeder Minute zu spüren: „Sunlight In The Shadows“ hat natürlich diesen typischen, energischen und organischen Easy-Eye-Sound, voller Vintage-Charme und doch auf schwer in Worte zu fassende Weise frisch und lebendig. Miles Kane erweitert seinen Sound ein wenig, baut auf Vertrautem auf und spielt sich in eine Art Rausch, der von richtig guten Popsongs begleitet wird – voller Seele und einer Unmenge an Gitarren. Diese eigentlich essenzielle Platte bringt beste Laune und etwas Farbe in den tristen Herbst.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.10.2025
Erhältlich über: Easy Eye Sound / Concord Records (Universal Music)

Website: mileskane.com
Facebook: www.facebook.com/mileskanemusic