Black Lung – See The Enemy

Black Lung

Ein ellenlanger Mammutwinter mit Eiseskälte in Baltimore wurde zur Geburtststunde von Black Lung, einem Nebenschauplatz der Flying Eyes. Pulsierender Blues Rock aus der Garage, live eingespielt, machte den eponymen Erstling zum unterhaltsamen Zeitvertreib. Auf „See The Enemy“ will es das Trio nun wissen. Doom, Psych und Stoner halten Einzug und sorgen für einen abgedrehten Trip mit hohem – pardon – Suchtfaktor.

Wie anders und doch vertraut das US-Trio nun klingt, illustriert bereits der Opener „Behemoth“. Vom bluesigen Unterbau haben sich Black Lung keineswegs entfernt, doch die stoischen Riffwände klingen nun noch mehr und noch deutlicher nach einer Mischung aus Proto-Doom und Stoner. Zwischenzeitliche Tempoverschärfungen und Entspannungen, fiese Melodien und unorthodoxe Ohrwurm-Qualitäten entführen auf eine bewusstseinserweiternde Reise, bevor letztmaliges Aufstampfen fünf magische Minuten abrundet; fünf Minuten, die im Normalfall den Rest der Platte überlagen sollten.

Dass „Behemoth“ aber letztlich nur eines von vielen grandiosen Kapiteln bleibt, spricht für die Qualität dieses Zweitlings. Im direkten Anschluss zittert sich „Ichor“ zunächst ein wenig voran, bevor es zur mächtigen Blues-Walze mutiert – vielleicht der deutlichste Anknüpfungspunkt an das Debüt. Wer es gefährlicher und doomiger mag, wird vom verwegenen Titeltrack „See The Enemy“ niedergedrückt, apokalyptische Note inklusive. „Nerve“ verbindet Blues mit Psychedelic, während im Hintergrund der Bass wild wabert – ein herrliches Epos, das im kratzbürstigen „8MM“ eine grandiose Fortsetzung findet, etatmäßiges Noisefinale a la Moss inklusive.

Keine Frage, Black Lung haben einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Wer hätte nach dem ohnehin bereits mehr als anständigen ersten Werk einen derart finsteren Brocken erwartet? „See The Enemy“ ist auf unaufdringliche Weise retro, konserviert den Garagen-Blues des Vorgängers und rollt eine manische Stoner-Doom-Walze mit gelegentlichen doomigen Ausflügen aus. Die bleierne Schwere dieser Platte entfaltet ihre volle Wirkung nach mehreren Durchläufen und nimmt musikalische Old-School-Grenzgänger mit auf eine spannende Reise durch Raum und Zeit. Eine Offenbarung sondergleichen.

Black Lung - See The Enemy

See The Enemy
VÖ: 29.04.2016
Noisolution (Indigo)

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