Black Lung – Black Lung
So mild der Winter in kontinentaleuropäischen Breitengraden auch war, in den USA war es sehr lange sehr kalt, bitterkalt geradezu in Baltimore an der Ostküste. The Flying Eyes waren nach der überaus erfolgreichen Tour zu ihrem bockstarken Album „Lowlands“ nach Hause gekommen und hatten eine neue Platte aufbereitet – ein psychedelisches Folkrock-Album, wie es heißt. Um Abstand zu gewinnen, reaktivierten Elias Schutzman und Adam Bufano in eben jenem langen Winter ihren Nebenschauplatz Black Lung mit Multi-Instrumentalist und Sänger Dave Cavalier. Binnen kürzester Zeit war das eponyme Debüt aufgenommen, das sicherlich mehr ist als eine bloße Überbrückung der Flying Eyes-Wartezeit.
Gleich vorneweg: Die größte Schwäche von „Black Lung“ ist seine Kürze – eine knappe halbe Stunde reicht für diese Art Musik einfach nicht. Was sich jedoch während diesen sieben Tracks abspielt, macht Laune. Zwischen Blues, Garage Rock und alternativer Heavyness kann sich vor allem Cavalier profilieren. Seine kraftvolle, beseelte Stimme kämpft erfolgreich gegen dicke, verzerrte Gitarren und dezente Country-Einflüsse an. „The Ghost“ ist das erste große Highlight, ein gut fünf Minuten langer Bastard mit verkappten Desert-Untertönen der Hauptband, 70s-Blues-Rock-Grandezza und unheimlich dicken Eiern, die, anstatt den schlichten Bombast-Weg zu gehen, den ur-amerikanischen SlowJam wählen.
Die Songs entladen sich in mehreren Wellen, sind funky, tanzbar und dabei bleiern schwer. So funktioniert die vergleichsweise unschuldige, fahrige Black Keys-Referenz „Black Rainbow“ prima neben dem Post-Wolfmother-Heuler „Mind Is Lost“ und dem getriebenen „Preacher“, dem der Punk-Schalk im Nacken sitzt. Zwischenzeitlich packen Black Lung alte Slide-Varianzen aus („What It Takes“), deuten einen kleinen Radiohit mit witzigem, versteckten Pop-Motiv an („Move“) oder arbeiten mit Laut-Leise-Effekten nebst singender, leidender Echo-Gitarre („Sonder“).
Ist „Black Lung“ nun jene Platte, die der Black Rebel Motorcycle Club seit Jahren aufzunehmen versucht, oder bloß die besonders clevere Antithese zum Flying Eyes-Duktus. Heavyness macht sich bezahlt, lange Winter ebenso – die Vorliebe für süffige Riffs, Kopfnicker-Jams und den guten, alten Blues lässt Black Lung zu mehr als nur einer zweiten Spielwiese aufsteigen. Natürlich ist die Platte viel zu kurz, natürlich hätte das Debüt zwei, drei weitere Songs vertragen. Was die Mannen aus Baltimore von sich geben, ist dafür in seiner Kompaktheit erschreckend bockstark und will möglichst bald auf Tour gebracht werden.
Black Lung
VÖ: 06.06.2014
Noisolution (Indigo)
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