Broken Hands – Turbulence
In Großbritannien ist man scheinbar laufend auf der Suche nach der nächsten großen Rockband. Aktuell soll dies Broken Hand sein, ein junges Quintett, das durch Kleinformate und Live-Auftritte auf sich aufmerksam konnte. Mit einem breitbeinigen Sound, der auch schon mal mit Pop, Elektronik und Post-Grunge-Gitarren kokettiert, flehend-suchendem Gesang und geschickt gestrickten Ohrwürmern wollen die Jungspunde auch den Rest der Welt erobern. „Turbulence“ ist ihr erster Anlauf.
Selten lagen Anspruch, Radio-Charme und Experimentierfreudigkeit so nahe beisammen wie hier. Ein „Death Grip“, zu dem es auch ein feines Video gibt, legt herrlich schräg mit einem Hauch Holy Esque los, fängt sich aber schnell in wuchtig angeschlagenen Bassklängen, wirren Gitarren, dicken Rockgesten und ordentlich Experimentierfreudigkeit, die mal eben so die gesamte Alternative-Szene mit auf einen wilden Ritt nimmt. Wer es geradliniger mag, lässt sich in „Meteor“ eine Mischung aus Stereophonics und Black Rebel Motorcycle Club servieren, die mit unbändiger Rock’n’Roll-Power nach vorne geht.
Mehr davon? „Who Sent You“ drängt ins Rock-Radio mit Thom Yorke’schem Wehklagen, während das wuchtige Arrangement bestenfalls an die Anfangstage Radioheads erinnert. Im Opener „Spectrum“ mit ein Hauch The Black Keys sowie dem luftig-balladesken „Impact“ finden sich hingegen Pop-Hörer wieder. Lupenrein, kitschfrei und unpeinlich setzt es große Gefühle. Einzig im abschließenden „W.T.L.L.“ verzocken sich Broken Hands ein wenig. Eine gute Idee wird endlos ausgedehnt und ersäuft schließlich in einem etwas unmotivierten Sumpf aus Kraut und Noise.
Von diesem bestenfalls unterkühlten Rausschmeißer abgesehen, macht „Turbulence“ ordentlich Laune. Manch Idee verlangt etwas Anlaufzeit, was aber kein Fehler sein soll, denn neben den offenkundigen Ohrwürmern sorgen Rock-Breitseiten und experimentelle Ausflüge für gute Langzeitunterhaltung. Obschon sich Broken Hands mit ihrem Debüt zwischen mehreren musikalischen Lagern platzieren, könnte ihr ungezwungener, ungestümer Charme zu einer Vereinigung eben dieser sorgen, quasi als kleinster gemeinsamer Nenner mit Suchtfaktor.
Turbulence
VÖ: 04.11.2016
SO Recordings (Rough Trade)
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