Der Ringer und Isolation Berlin – Ich gehör nur mir allein

Der Ringer und Isolation Berlin

Es war Liebe auf den ersten Blick, die gemeinsame Tour von Isolation Berlin und Der Ringer. Echte Freundschaft im Musikgeschäft? Gibt es wirklich, und dann auch noch unter Labelmates. Isolation Berlin legten mit „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ eines der besten deutschsprachigen Indie-Alben des Jahres hin, Der Ringer kündigen ihr Staatsakt-Debüt für Ende Januar 2017 an. Nun treffen sich die neuen BFFs auf der gemeinsamen EP „Ich gehör nur mir allein“.

Vorneweg marschiert der Trauerkloß. Bei „Ich bin so unendlich schön“ ist der Name Programm, auch wenn die Musik das zunächst nicht unbedingt vermuten lässt. Über Umwege entfaltet sich der sperrige Charme dieser leicht zähen, melancholischen Variation auf Dorian Gray. Die Sänger beider Bands buhlen förmlich um Aufmerksamkeit. Wer ’schöner‘ ist, bleibt letztlich dem Hörer überlassen – beide liefern gute Argumente.

Die übrigen Songs können nicht so ganz mit dem mächtigen Opener mithalten, zumal die Lust an Experimenten im Vordergrund steht. „Wolke/Rekall“ nimmt den aktuellen Cloud-Rap-Trend mit, ersetzt DAT ADAM aber durch Marsimoto. Ein „M10“ versinkt in endlosen Drone- und Sample-Schleifen (mehr als nur gewöhnungsbedürftig) und „My Friends Don’t Like Me“ kreuzt Psych-Britpop mit dickem Akzent und verschmitzter Kauzigkeit. Einzig „Ein Traum“ bewegt sich in halbwegs vorhersehbaren Pfaden. Der laute, intensive, von entstellten Gitarren getragene Refrain fährt durch Mark und Bein.

Genialität ist freilich relativ und so kommt man nicht umher, Der Ringer und Isolation Berlin stellenweise dem Wahnsinn verfallen zu glauben. Zwei starke Songs agieren als Gateway zu herrlich kuriosen Experimenten zweier Bands, die gemeinsam mit wachsender Begeisterung an die Grenzen gehen. „Ich gehör nur mir allein“ ist freilich nicht essentiell, wohl aber unterhaltsam und auf ungewöhnliche Weise faszinierend.

Der Ringer und Isolation Berlin - Ich gehör nur mir allein

Ich gehör nur mir allein
VÖ: 18.11.2016
Staatsakt / Caroline International (Universal Music)

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