Red Mess – Hi-Tech Starvation

Red Mess
(c) Oyèmi Hessou

Berlin. Berlin. Sie fuhren nach Berlin. 2013 im brasilianischen Londrina gegründet, veröffentlichten Red Mess ein Album und mehrere Kleinformate, bevor sie nach Corona eine Europatour spielten und gleich den großen Sprung in die deutsche Hauptstadt wagten. Eine weitere Platte folgte, die Zahl der Konzerte nahm zu, der Sound reifte. Inzwischen haben die Noisolution-Feinschmecker zugeschlagen und gewähren dem fieberhaften wie abgehangenen Sound des Trios eine starke, verdiente Bühne. „Hi-Tech Starvation“ räumt in aller Kürze ab und verpasst den drückenden Wüstenklängen frische Akzente.

Ein mächtiges Drum-Roll eröffnet „Intravenous“, danach schimmert obligatorische Coolness durch. Ja, Red Mess haben ein Herz und Ohr für Stoner Rock und vermischen diesen mit zurückgelehnten, sehr relaxten Klängen. Der Song darf kommen, wird von Lucas Klepas kraftvoller und gerne mal schroffer, dann wieder charmanter Stimme angetrieben, während dezentes Anschwellen, das eine oder andere Solo sowie giftige Heavyness sukzessive zusammenfinden. Das sprichwörtliche Rad wird hier gewiss nicht neu erfunden, doch kann auch diese furztrockene Überschwänglichkeit – einer von zahlreichen Widersprüchen auf dieser Platte – vollends überzeugen.

Wobei, Überzeugsarbeit, bräuchte es eigentlich alleine schon nach dem eröffnenden „Huntress“ nicht, denn das voluminöse Dickicht, das Übermaß an Distortion sowie eine gesunde Prise Heiserkeit der Grunge-Spielart passen wie Arsch auf Eimer. So kann sich der Track langsam ausbreiten und seine erst grantigen bis düsteren, dann angenehm verspielten Fühler ausbreiten. „Kind Villain“ geht kräftig in die Vollen, spuckt schon mal etwas Gift und Galle und deutet metallisch-punkige Wut an. Und doch steckt selbst in diesem Powerhouse unheimlich viel Herz und Gefühl, wie auch im Bassgrollen von „Inexistent Color“, das mit seinen zurückgelehnten Zäsuren und den knackigen Gitarrenwänden bestens überfordert.

Mehr Fokus, mehr Klasse: Red Mess pendeln sich auf starkem Niveau ein, arbeiten songdienlicher und bleiben verspielt, gerne mal etwas ausufernder. Ihr Desert-Sound bleibt nie gänzlich trocken, bedient sich gerne bei allerlei 90s-Rock-Klängen und lässt sich im besten Sinne treiben. „Hi-Tech Starvation“ mag die Schwere als Kontrastprogramm zu leichtfüßigem Riffing, den ungeschönten Dreck als Gegenpol zu eingängigen Riffs, die Lässigkeit als Antithese zum dominanten Drive. Widersprüche, eben, und ganz schön viele – und doch löst sich alles hieran in Wohlgefallen auf, kommt spannend und mitreißend zusammen, brennt sich ein. Red Mess bestätigen ihre gute Frühform und sind nun endgültig angekommen; nicht nur in Berlin.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.08.2025
Erhältlich über: Noisolution (Edel)

Facebook: www.facebook.com/redmessmusic