Kellermensch – Goliath
Als wären sie nie weg gewesen: Nach dem Release ihres selbstbetitelten Debütalbums und der anschließenden Tour verschwanden Kellermensch erst einmal für mehrere Jahre von der Bühne. Was mit dem dänischen Kollektiv und ihrem magisch-düsteren Sound passiert war, wusste niemand so wirklich. Anfang 2017 tauchten sie ebenso plötzlich wieder auf und veröffentlichten ihr zweites Album in der Heimat. Mit ordentlich Verspätung schafft es „Goliath“ nun auch nach Deutschland.
Bereits die eröffnende Single „Bad Sign“ lässt keinen Zweifel darüber aufkommen, dass Kellermensch nichts verlernt haben. Der düstere, brodelnde Kaltstart leiten direkt in eine jener gefährlich understateten Strophen, die entfernt an frühe Arcade Fire erinnern und bereits auf dem Debütalbum funktionierten. Zwar bleibt die große Explosion aus, das konstante Hinarbeiten auf einen unsichtbar bleibenden Höhepunkt reißt jedoch ebenso mit. Im folgenden „The Pain Of Salvation“ ziehen die Dänen wieder andere Seiten auf, geben sich deutlich wilder und leidenschaftlicher. Konstante, kleine Explosionen und ein überraschend metallisches Gitarrensolo bäumen sich bedrohlich auf.
Die Kunst an diesem zweiten Album ist das Spiel mit Erwartungen, das konstante Hinsteuern auf mächtige Wutausbrüche, die jedoch zumeist ausbleiben. Selbst die von „Moribund Town“ bekannten Growls werden noch seltener eingesetzt, verdichten das Geschehen pointiert und intensivieren die bereits beinahe unerträgliche Spannung noch weiter. Das vergleichsweise luftige, verspielte „All That I Can Say“ kommt zwischendurch zur Auflockerung gerade recht, bevor das herrlich brachiale „Moth“ und die selbstzerfleischende Hymne „Mediocre Man“ gen Weltschmerz und Selbstaufgabe tragen.
Was „Goliath“ letztlich so stark macht, ist der unorthodoxe Aufbau der kurzen aber intensiven Platte, die obendrein kein Gramm Fett zu viel aufweist. Sämtliche Tracks gehen sofort ins Ohr und legen nach jedem Durchlauf weitere clevere, bewegende Feinheiten frei. Diese todtraurige und doch so herrlich angriffslustig-verspielte Grundstimmung beherrschen wohl nur Kellermensch. Ihr zweites Album mag unheimlich lange auf sich hat warten lassen, das überragend geniale Ergebnis spricht allerdings für sich – ein Hit-Feuerwerk der besonders sperrigen, kurzweiligen Art.
Goliath
VÖ: 27.10.2017
Motor Entertainment (Edel)
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