Forth Wanderers – Forth Wanderers
Als Band mögen sie in den letzten Jahren gewachsen sein, die Songwriting-Strategie der Forth Wanderers änderte sich seit ihren High-School-Tagen jedoch kaum: Gitarrist Ben Guterl kleistert ein instrumentales Korsett zusammen und gibt an Ava Trilling weiter, die sich um Lyrics und Gesangsmelodie kümmert, dann arbeitet das Quintett zusammen an der Demo. Obwohl man unweit von einander entfernt im Bundesstaat New Jersey lebt, bleibt es bei diesem Stückwerk – die bisherigen Releases sprechen für diese Taktik. Mit dem schlicht „Forth Wanderers“ betitelten Zweitling feiern die US-Amerikaner nun ihren Einstand für Sub Pop.
Ihr Sound ist ein Kuriosum für sich: schroff und ungeschliffen, dabei jedoch harmonisch und detailverliebt – ein ungewöhnlicher Widerspruch, der ein wenig an QTY und sogar The Strokes erinnert. Trillings lakonischer, stellenweise betont schiefer Gesang verleiht den Tracks das gewisse Etwas. So scheint der Opener „Nevermine“ zunächst recht unspektakulär vor sich hinzuplätschern, bezieht aus der oberflächlich statischen Präsentation allerdings unerwartet viel Kraft. Aus dem anfangs zu brav wirkenden Vierminüter schält sich schließlich ein muskulöser, hymnischer Refrain heraus – geht doch, und wie.
Was zunächst eine Spur dilettanitisch anmutet, bringt großartige Tracks hervor. Zu dieser Kategorie zählt die Single „Not For Me“ mit ihrer lauten Strokes-Gitarre und den dicken, poppigen Harmonien. „Tired Games“ bleibt ebenfalls hängen und schraubt sich von der anfänglichen Halb-Ballade schnell zum lässigen Rocker mit College-Lakonik hoch. Der beinahe nahtlose Übergang zum nachdenklichen, zurückhaltenden „Temporary“ kommt gut. Ebenfalls sympathisch: das unfertige und doch so pointierte „Ages Ago“, das unverschämt eingängige „Company“ und das abgehangene „New Face“.
An den Sound der Forth Wanderers muss man sich erst einmal gewöhnen. Das schief anmutende Gemisch scheint betont am Song vorbeizuspielen und ins Nirgendwo zu führen, doch gerade darin liegt der Reiz dieses Zweitlings. Kaum auf den unorthodoxen Gitarrensound und Trillings leicht nasale Vocals eingestellt, zeigen sich großartige Melodiebögen zuhauf. Als Erinnerung an simplere Zeiten reißen diese Oden an die Jugend auf unerwartete Weise mit. Minimalismus führt manchmal doch zur melodischen Sensation.
Forth Wanderers
VÖ: 27.04.2018
Sub Pop (Cargo Records)
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