Wet Leg – moisturizer

Ihr selbstbetiteltes Debütalbum machte Rhian Teasdale und Hester Chambers im Frühjahr 2022 fast über Nacht zu neuen Indie-Darlings. Wet Leg brachten Hype mit sich, der mehr als nur verdient war. Mehrere Hits, umjubelte Festivalauftritte und eigene Touren sollten folgen. Im Laufe der letzten Jahre spielte man sich ein und zeigt sich inzwischen als Quintett, integrierte die Live-Mitglieder Henry Holmes, Josh Mobaraki und Ellis Durand fix ins Line-up. Für den Nachfolger lebte und arbeitete man zusammen, komplett zurückgezogen und auf die Musik fixiert. Das machte sich hörbar bezahlt, denn „moisturizer“ riecht nach dem nächsten Überflieger.
Wet Leg wollten Songs spielen, die vor allem live Spaß machen, und das ist hörbar gelungen. Da wäre beispielsweise das tanzbare, punkige „catch these fists“, einem Arschlochtypen gewidmet, herrlich giftig und zugleich tight wie Sau – ein grantiger Dreiminüter, der immer weiter wächst. Es ist leider nicht der einzige Track, der von Ungunstln inspiriert wurde; „mangetout“ trägt diese Erfahrung im Titel, gibt sich ansonsten aber deutlich entspannter. Zurückgelehnter, schrammelnder Indie Rock steht dem Quintett gut zu Gesicht, inklusive einer überraschenden Chamber-Gesangsmelodie mittendrin.
Es geht aber auch ganz anders: Eine neue Liebe beflügelte weite Teile des Albums, wenngleich auf typische Wet Leg-Weise. „CPR“ gibt sich sleazy, unbequem, stellt skurrile Vergleiche an und lebt doch von Romantik im unterkühlten Bassgewitter. „davina mccall“ zeig sich verliebt und sarkastisch, auf bezaubernde Weise poppig, während der „pond song“ kitschige Lyrics mit treibendem Gitarrenrock paart. Text und Musik klaffen gerne weit auseinander, im besten Sinne. Eine kleine Überraschung ist das verträumte, beinahe jazzige „11:21“, das durch die einsetzende Nacht traumwandelt und den Mond anheult. Und „pokemon“ wird mit seinem verschmitzten Charme gewiss alle fangen.
Sie kommen zwar nicht ganz an den Einstand heran, der zudem das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte, doch konsolidieren sich Wet Leg auf hohem Niveau und setzen zugleich den wichtigen nächsten Schritt. Das Arbeiten in eingespielter Bandbesetzung tat ihnen hörbar gut, ohne jedoch nur irgendwas an ihrem kauzig-vergnügten Charme einzubüßen. Eine Spur mehr Pop passt sich prima in das Geschehen ein, Sarkasmus schwimmt an die Oberfläche, zudem darf getanzt und ausgelassen gefeiert werden. „moisturizer“ holt sich mehr von allem ins Boot und liefert zwölf Tracks, die noch lange nachhallen werden – ein Zeichen dafür, dass Wet Leg gekommen sind, um zu bleiben.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 11.07.2025
Erhältlich über: Domino Records (GoodToGo)
Website: wetlegband.com
Facebook: www.facebook.com/WetLeg
