The Bamboos – Night Time People
Ein Remix von Cookin‘ On 3 Burners eroberte 2016 die internationalen Charts und kletterte in Deutschland sogar bis an die Spitze. Dahinter steckten unter anderem Mitglieder der überaus funkigen The Bamboos. In der australischen Heimat regelmäßig in den Top 30 unterwegs, soll es nun auch hierzulande klappen. Dafür setzt die Big Band um Lance Ferguson und Kylie Auldist auf klassische Funk- und Soul-Grooves. Mehr noch: Auf „Night Time People“ fehlt die bisher beliebte Armada an Gastsängern.
Einzig der Rausschmeißer „Broken“ wird mit einem Gast-Rapper unterstützt, allerdings mit regionalen Variationen. In deutschsprachigen Gefilden übernimmt Teesy den Part, anderswo Urthboy oder, der klare Favorit, J-Live mit ruppigem Flow und einer ordentlichen Geschichte. Dass der Track an sich eher durchschnittlich bleibt – egal. Rundherum wird es zuweilen spektakulär. Warum Auldist einzige Sängerin auf diesem Album bleibt, zeigt sie bereits im Opener „Lit Up“ recht eindrucksvoll. Der unheimlich soulige Track, natürlich mit obligatorischer Blechbläserbegleitung, groovt überaus ruhig und tiefenentspannt. Frühlingshafte Note hier, pumpender Refrain da, dazwischen unerwartet fragile Fingerübungen am Klavier – es kann so einfach sein.
In weiterer Folge entwickelt sich die Platte zum Siegeszug für die Bamboos. Auf „Backfired“ leben sie ihr Faible für Funk aus und erinnern damit entfernt an den Hot Pants Road Club. Ausgedehnte Instrumental-Passagen treffen auf viel Gefühl – hat was von einer kleinen Bandpräsentation im besten Sinne. Wer komplett auf Gesang verzichten möchte, begibt sich mit „San Junipero“ auf eine kleine Traumreise. Dabei möchte man Auldist nicht missen: „Stranded“ verneigt sich vor „You Can’t Hurry Love“ und versprüht positive Energie, „War Story“ vermischt Motown-Charme mit modernen Elementen und „Golden Ticket“ mutiert zum souligen Retro-Erlebnis. Wer es etwas funkiger und verruchter mag, lässt sich von „Pony Up“ den Kopf verdrehen.
The Bamboos verstehen ihren Sound unheimlich gut und tänzeln geschickt durch längst vergangene Tage – mit eigener Note, ganz ohne penetrant zu werden. „Night Time People“ besinnt sich auf das erweiterte Bandformat und macht damit so ziemich alles richtig. Feiner Soul, bissiger Funk und ein wenig Groove tragen durch eine weitere hervorragende Platte der Australier, welche das Frühjahr mit dem Sommer verbindet.
Night Time People
VÖ: 06.07.2018
Pacific Theatre / BMG Rights Management (Warner Music)
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