Dayglow – People In Motion

Dayglow
(c) Dana Trippe – @trippydana

Die kleinen und definitiv mehr als feinen Indie- und Pop-Perlen von Sloan Struble ziehen weiterhin sympathische Kreise. „Harmony House“ holte vergangenes Jahr Freundlichkeit und Charme in eine zermürbende Welt, führte Dayglow auf Festival-Bühnen und zu Late-Night-Auftritten. Auch seine neue Platte schlägt in eine ähnlich positive Kerbe, will Konflikte und Dramen vermeiden, erkennt aber zugleich, dass nicht alles eitel Sonnenschein sein kann. „People In Motion“ strahlt Fröhlichkeit aus und erkennt dennoch Hindernisse hinter dem Regenbogen.

„Second Nature“ eröffnet auf etwas andere Weise. Neben der recht extensiven Dimensionierung von knapp sechs Minuten geht es hier betont tanzbar zu, für Dayglow-Verhältnisse fast schon clubbig, dabei trotzdem von Pop-Charme durchzogen. Und doch muss man sich zu diesem Track einfach bewegen, so verschmitzt wie belebend fällt dieser aus. Die erste Single „Then It All Goes Away“ bemüht hingegen vertrautere Gefilde. Auf rhythmischer Ebene wird es deep, darüber türmen sich mehr und mehr Melodieschichten auf, so vorwitzig wie intensiv. Man spürt einen gewissen doppelten Boden hinter der launigen Fassade.

Auch „Like She Does“ fällt ein wenig aus dem Rahmen und passt doch perfekt auf diese Platte. 80s-Synth-Flair diktiert das Geschehen, es blubbert ein wenig, der Refrain schielt sogar in kitschige Gefilde und fängt sich doch geschickt im rechten Moment. Auch „Deep End“ liebt Synthetik, bloß auf ganz andere Weise. Es geht recht gemächlich vor sich, das verschmitzte Grinsen schimmert immer durch. Struble hat hörbar Spaß an diesem Track. Der Rausschmeißer „Talking To Light“ flirrt förmlich vorbei, hat etwas Niedliches an sich, fast schon plüschig und liebevoll. Hier werden große Gefühle wach, gar unschuldig intoniert.

Wer die Vorgänger mochte, wird „People In Motion“ lieben, weil Dayglow eben nicht das Rad neu erfindet, zugleich aber keinesfalls auf der Stelle tritt. Der vorwitzige, unfassbar sympathische Sound erhält ein kleines, bestimmtes Update, begleitet von einem wissenden Augenzwinkern. Dahinter verbirgt sich ab und an eine ernste zweite Ebene, mitten aus dem Leben gegriffen und wohl deswegen so spannend. Im Kern gibt es weiterhin überaus gelungene, kurzweilige Indie- und Synthie-Pop-Tracks zu hören, so zeitlos wie zeitgemäß, natürlich unfassbar eingängig. Sloan Struble macht abermals alles richtig.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.10.2022
Erhältlich über: Very Nice Records / AWAL (Membran)

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