Aua Aua – Alles gut

Aua Aua

Jan Frisch – kein Unbekannter und immer für eine Überraschung gut. Ob solo, mit Keine Übung oder der Alin Coen Band setzt der Leipziger immer wieder kleine wie große musikalische Ausrufezeichen. Sein neuestes Projekt hört auf den Namen Aua Aua und versteht sich auf experimentelle Singer/Songwriter-Kunst. Soll heißen: Liedermacherei im Fragment, begleitet von Krautrock, Jazz und durchaus literarischem Anspruch. „Alles gut“ nennt sich das Debütalbum.

Einfach mal konsequent an sämtlichen Erwartungen vorbeiackern – das können, genau genommen, nur wenige. Mit dem eröffnenden Monolithen „Spät“ (weit über sieben Minuten und doch zu keiner Zeit fad) spielt sich Frisch sogleich in einen Rausch. Die stoisch angeschlagene Gitarre, begleitet von beinahe mantraartig wiederholten Textzeilen, hat etwas von Konkreter Poesie, während die immer lauter werdende Gitarre mit Soundeffekten kokettiert. Ja, das ist ordentlich krautig, sogar ein wenig proggig. Lauter und lauter wird der Song, sperrig und stellenweise sogar knüppelhart. Ist das noch Kunst? Verdammt noch mal, ja!

Die Art und Weise, wie sich Frisch und Co. gegen jegliche Erwartungshaltung verschließen, ringt Respekt ab. Auf den chaotischen Zweiminüter „AUA 7“, mehr Ansammlung von Tonspuren denn eigentlicher Song, folgt das herrlich fragile und reduzierte „Chaos“, das seinem Namen nun überhaupt nicht Ehre macht. „Alles gut“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und erinnert stellenweise sogar an Frischs Arbeit mit der Alin Coen Band. Bloß wohnen dem Song angenehm verspielte, dezent jazzige Ideen inne, und die machen einen guten Song richtig groß. Ähnliches gilt auch für „Fahren und Spielen“. An der Acht-Minuten-Marke angesiedelt, arbeitet sich dieses immer lauter werdende Monster in angenehm psychedelische Gefilde vor.

Aua Aua, das hat schon seine Richtigkeit. Schließlich muss man gelegentlich auch konsequent und betont hingehen, wo es so richtig wehtut. In dieser angenehm verstörenden Schmerzhaftigkeit liegt bemerkens- bis beneidenswerte Methode. „Alles gut“ arbeitet mit eingängigen Momenten am herrlich komplexen und unnahbaren Soundtrack durchgeknallter Experimente. In den Anti-Folk-Grundmauern bereits spannend, sind es die Jazz- und Kraut-Anteile, welche Jan Frischs neueste Band von der gutklassigen Idee zum spannenden Leinwand für wilde Farbwelten reifen lässt. Hieran kann man sich nur schwer satt hören.

Aua Aua - Alles gut

Alles gut
VÖ: 05.10.2018
Viel Erfolg mit der Musik (Broken Silence)

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