Elektro Guzzi – Polybrass

Elektro Guzzi

Wenn sich Elektro Guzzi mit technoiden Klängen auseinandersetzen, dann klingt das immer ein wenig anders. Auf der Bühne kommen weder Loops noch Computer zum Einsatz, die drei Musiker bilden mit Gitarre, Bass und Drums ihre eigene Maschine. Seit der EP „Parade“ helfen nun auch drei Posaunisten bei den Wienern aus. Ihre Instrumente spielen sie allerdings keineswegs konventionell. Auf „Polybrass“ wirken sie durch konsequente Herauslösung aus ihrer ursprünglichen Rolle wie ein oszillierender Synthesizer.

Das kann zunächst einmal durchaus irritierend klingen, und da kommt ein Track mit Titel „Irritation“ eigentlich gerade recht. Hypnotisches Wabern und lockere, düstere Rhythmik trifft auf komplett entfremdete Posaunen. Diese werden zwar tatsächlich auch gespielt, aber auf eine komplett unorthodoxe, oszillierende Weise – eben als ob Elektro Guzzi mit Synths arbeiten würden. Das kommt auch im Opener „Backlash“ gut. Von der anfänglichen Fanfare bis zum deepen Techno-Wumms machen diese sechs Minuten unheimlich viel richtig.

Eine weitere Neuerung: Erstmals nahmen Elektro Guzzi mit Vocals auf. „Miney Mick“ fällt mit den Raps und Gesang ein wenig aus dem Rahmen, die kuriosen Bauchklang-Elemente bekommen dem verschachtelten Track aber gut. Wer damit nichts anfangen kann, kriegt die instrumentale Version am Ende des Albums. Dort hätte auch „Aerostat“ landen dürfen, der einzige Durchhänger. Hier widmen sich die Wiener den Anfängen des Techno, packen ein wenig Rave in den Mix und lassen bizarre, nervige Vocal-Samples vom Stapel – das hätte nicht sein müssen. Dafür erweist sich „Yuugen“ als einer der besten Tracks in der Karriere des Trios mit seiner manischen Bassline, technoiden Kälte und jazzigem Freigeist.

Sieht man von eben jenem Durchhänger ab, ist Elektro Guzzi eine weitere Punktlandung gelungen. Die Posaunen passen perfekt in den wirren und doch herrlich warmen Electronica-Sound des Trios, die Vocals stören nicht wirklich und leicht jazzige Ausflüge sorgen für die nötige Würze. Auf „Polybrass“ stimmt also abermals so richtig viel – ein im besten Sinne manisches und erdiges Werk mit Grower-Faktor.

Elektro Guzzi - Polybrass

Polybrass
VÖ: 26.10.2018
Denovali Records (Cargo Records)

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