NEØV – Volant

NEØV
(c) Clouds Hill

Manchmal scheint wichtiger zu sein, was zwischen den Noten passiert. So zumindest lässt sich der Sound von NEØV erklären. Das finnische Trio scheint die Lücke zwischen lokaler, folkloristischer Melancholie und bewegender Indie-Magie schließen zu wollen. Ihre Songs wirken reduziert und sprechen doch eine deutliche Sprache, geben Gitarre und Loops nahezu gleichberechtigte Rollen. Ihr Debütalbum „Volant“ kann sich absolut hören lassen.

Die unaufgeregte Präsentation dieser neun Songs – Shoegaze ohne jegliche Kratzbürstigkeit, dafür mit ganz viel Pop-Appeal, wenn man so will – wirft so manche Perle ab. Mit dem Opener „Lost In Time“ treffen NEØV sogleich ins Schwarze dabei. Dabei gibt sich die poppige Melodie relativ unspektakulär, doch in diesem Understatement steckt ganz viel Reiz und Charme. Gesang und Gitarre wurden mit ein wenig Hall belegt und sorgen für dezent unwirkliche Entfremdung, begleitet von einem Hauch Sehnsucht und Fernweh. Die Finnen scheinen regelrecht durch Raum und Zeit zu schweben, ohne so genau zu wissen, wohin denn die Reise geht.

In dieser lockeren, weitläufigen Arrangierung steckt ein gewisser Reiz, der gemeinsam mit den schlichten wie genialen Melodien entfernt an Glasvegas erinnert. Die schüchterne Single „Elysion“ erinnert ein wenig an die Schotten, drängt sich aber ebenso für Ibiza-Remix-Aktivitäten auf, will man denn die Strophen mit ein wenig Wumms hinterlegen. Passiert aber nicht, kommt deswegen sehr gut. Oder aber „The Golden Front“, dieses beinahe düstere Stückchen Musik: Hier stülpt das Trio sein Innerstes nach außen, begleitet von einem luftigen Beat-Konzept und ein wenig Dream-Pop – mindestens so schräg und bewegend wie das verspielte Piano von „Raindrops“, die Prog-Pop-Endlosschleife „October“ oder die wütende, schroffe Gitarre von „Person I Used To Be“.

NEØV lassen sich zwischen Klangwelten nieder und finden daran hörbar Freude. Ihr „Volant“ bietet oberflächlich puren Schönklang, wirkt beim zweiten bis dritten Blick jedoch ein wenig zerrissen, sehr sehnsüchtig, leicht verstörend. Singende Gitarren, ein Hauch von Hall, angedeuteter Shoegaze und luftige Loops tragen ihr Übriges zu diesem ungewöhnlichen wie eingängigen Album bei. Die Finnen liefern ein starkes Debüt, das sich auf jeden Fall ein paar Extra-Durchläufe mehr als verdient hat.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.02.2019
Erhältlich über: Clouds Hill (Indigo)

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