Katu Kaiku – Luna
Jazz aus Finnland – warum eigentlich nicht? Zumindest in deutschsprachigen Gefilden sind Katu Kaiku ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Das Trio debütierte mit wildem Free Jazz, deutlich von seiner Street-Performing-Vergangenheit beeinflusst. Nun bei Svart unter Vertrag, geht es deutlich moderner und bunter, ja sogar verhalten poppig und progressiv zur Sache. „Luna“ entwickelt sich im besten Sinn zur Grenzerfahrung.
Für besagte Pop-Schlagseite ist vor allem „A Month Of Sundays“, der einzige Track mit Vocals, verantwortlich. Zarter Frauengesang tänzelt über das legere, frühlingshafte Arrangement. Die Welt schwebt förmlich vorbei, süßes Nichtstun erhält passende musikalische Untermalung. Eigentlich mögen es Katu Kaiku aber ein wenig verspielter, ja sogar dezent wilder. Selbst auf einem ausladenden, energischen Stück Musik wie „The Colours Of Our Minds“ ist vom wilden Debüt nichts mehr zu hören. Die Luft zwischen den Noten wird immer wichtiger, virtuoses Schlagzeug, locker angeschlagener Bass und Adele Sauros‘ beseeltes Saxofon gehen eine geradezu magische Symbiose ein.
„Luna“ punktet durch präzise Gemächlichkeit und verspielten Charme. Die Art und Weise, wie sich das Saxofon seinen Weg durch „Quote You“ bahnt, unterhält ebenso wie die aus der Echokammer stammenden Rhythmen von „Into The Purple“ oder das aufgeregte, für Bandverhältnisse beinahe aufgedrehte „Escapism“. Als Höhepunkt des Albums erweist sich „1000 Sails“. Gelegentlich lassen sich Spuren der Straßen-Vergangenheit erkennen, doch selbst etwaige unorthodoxe Anwandlungen im Mittelteil werden schnell in geregelte Bahnen gelenkt, sofern man bei erfrischener Polyrhythmik und einem wahren Duell zwischen Schlagzeug und Bass überhaupt davon sprechen kann.
Sicherlich nicht einfach, unterm Strich aber einfach schön: Tatsächlich gelingt es Katu Kaiku, sich auf ihrem zweiten Album neu zu erfinden. Jazzige Leichtigkeit weist wilde Experimente und gelegentlich schwer greifbaren Free Jazz endgültig in die Schranken, stattdessen breiten sich verspielte und doch stets stimmige, dezent angepoppte und unwahrscheinlich lässige Rhythmen und Melodien aus. Das Trio-Format funktioniert prima, Ausflüge gen Vocals und Pop werden wohlwollend zur Kenntnis genommen. Der Blick in den hohen Norden lohnt sich einmal mehr.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.03.2019
Erhältlich über: Svart Records (Cargo Records)
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