Would – Be Okay

Would
(c) Polina Slyusar

Der kreative Geist von Matthias Schwettmann rattert weiter und weiter. Nur zwei Monate nach „Mind My Mind“, dem neuesten Werk seiner Band Palila, lanciert er einen Solo-Nebenschauplatz an – Songs, die für Palila zu ’soft‘ waren, aber auch eigene Tracks. Als Would widmet sich Schwettmann verschiedenen Stationen seines Lebens, teils wie Tagebuchanträge angelegt, zugleich musikalisch etwas offener und weitläufiger. Die erste EP hört auf den Namen „Be Okay“, weckt ob der nunmehr bestens bekannten Stimme natürlich bestimmte Assoziationen, steht aber zu jeder Zeit ganz fest auf eigenen Beinen.

Das beiläufige Geschrammel von „Hipster Dad“ geht schnell in Bandklängen auf, das angenehm ausgestaltete Arrangement wirkt im besten Sinne groß, leidenschaftlich, mitreißend. Natürlich darf die Charakterstimme Schwettmanns nicht fehlen, und doch ist die Atmosphäre anders, etwas reduzierter und sanftmütiger, aber nicht minder eindringlich. Immer wieder schwimmen eingängige Momente an die Oberfläche. Ein treibender Basslauf läutet „No One’s Laughing“ ein, die Vocals fallen eindringlich und zugleich süßlich aus, während die Gitarre nach ihrem Platz im Arrangement sucht. Was hier exakt passiert, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, doch geht der weit offene Song sofort ins Ohr.

„Remember“ kommt dem Palila-Sound noch näher, auch wenn die geradezu zarten, zögerlichen Strophen das anfangs nicht unbedingt vermuten lassen. Ein wunderbar lauter, fast schon drückender und doch herrlich intimer Hauptteil fährt mit Karacho durchs Gebälk und wirbelt das Seelenleben gekonnt durcheinander. Hingegen macht das abschließende „Cracks“ deutlich, warum es diesen Solo-Schauplatz brauchte. Schwettmann wendet sich im besten Sinne von vertrauten Gefilden ab, meditativ und bewegend, von schweren Emotionen gezeichnet. Die bittere Süße der führenden Melodie rührt zu Tränen.

Hier kommt zusammen, was eigentlich schon lange zusammengehört: Matthias Schwettmanns Stimme muss man gehört haben, egal in welchem musikalischen Umfeld. Would trägt natürlich Palila-DNA in sich, waren einige Ideen doch hierfür bestimmt, steht aber dennoch auf eigenen Beinen. „Be Okay“ zeigt sich hochgradig abwechslungsreich und unterhaltsam, vereint massig Ideen auf gekonnte Weise. Schrammelnder Indie-Rock, feinsinnige Singer/Songwriter-Momente, angenehme Pop-Einflüsse und ganz viele Zwischentöne machen deutlich, wie dringend es diese Spielwiese brauchte. Auf dass dies keine einmalige Sache bleiben möge.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.07.2023
Erhältlich über: DevilDuck Records

Would @ Bandcamp | @ Facebook
„Be Okay“ @ The Orchard pre-saven