W!zard – Definitely Unfinished

W!zard
(c) Robin Rauner

Bordeaux assoziiert man eigentlich mit gutem Wein oder mittelprächtigem Fußball. Nun gesellt sich kurzweiliger Lärm dazu. Wobei, W!zard sind eigentlich keine ganz neue Band. Das Trio veröffentlichte bereits zwei EPs und ein Album, obwohl man erst seit 2016 unterwegs ist. Mit ihrem wilden, derben Mix aus Noise Rock, Post Punk und Post-Hardcore rennen die Franzosen offene Türen ein, zugleich düster, widerborstig und doch irgendwo mitreißend. „Definitely Unfinished“ ist ihr neuester Streich – eine weitere EP mit fünf neuen Tracks.

Ominös schrammelt die Gitarre im weiten Rund, ein stoisches Schlagzeug erhebt sich aus der Echokammer, unbequeme Vocals mischen sich dazu: „The One I Blame“ wirft viele Fragen auf durch sein gemächliches Aufbäumen, findet sehr langsam in den Song hinein und setzt am Höhepunkt eine beißende Zäsur. Der stoische Post Punk wird immer lauter und nimmt gekonnt rasende Noise-Wut hinzu, bleibt aber schaumgebremst. Von falscher Zurückhaltung hält „Bones“ herzlich wenig und bringt einfach mehr von allem ein. Die Gitarre gibt sich tanzbar, der Bass schrubbt, das Schlagzeug hält das Chaos zusammen. Kurze, intensive Noise-Episoden entladen sich zwischendurch, für die beiden finalen Minuten findet alles zusammen mit spektakulärem Ergebnis.

Ähnliches weiß „Dead Space“ zu berichten. Die Grundidee wirkt abermals wie aus dem Post-Punk-Lehrbuch mit hibbeligem Finster-Biss, im richtigen Moment wird es jedoch derb und schroff. W!zard liebäugeln mit Hardcore und Metal, bauen massive Wände auf und finden zum Schluss doch wieder zurück zu vokaler Fragilität. Hingegen ist in „Quick Violence“ der Name Programm. Nicht nur, dass der Song als einziger deutlich unter vier Minuten bleibt, das störrische Auftreten mit plötzlicher Punk-Explosion am Schluss wandelt Verweigerung geschickt in eine Art Indie-Disco-Störfeuer um. Danach kann nur „Fears“ kommen, das überbordende Finale. Minutenlang üben sich die Franzosen in bedrückendem Minimalismus, schrubben mit lakonischer Nachdenklichkeit durch eine Art Proto-Wave-Suppe und ergehen sich schließlich minutenlang in Noise-Schleifen. Das hat ja auch noch irgendwie gefehlt.

Nach gut 27 Minuten ist diese EP auch schon wieder vorbei und hinterlässt durchaus verwundert. W!zard könnten eigentlich prima mitten im großen Post-Punk-Strom mitschwimmen und tanzbare Mini-Hits schreiben. Teilweise tun sie das auch, nur um von Noise-Rock-Kaskaden und ruppiger Brachialgewalt erfasst zu werden. „Definitely Unfinished“ trägt seinen Vibe im Titel, das Auftreten wirkt stellenweise bizarr, ungeschliffen und, ja, fast schon unfertig. Und doch macht gerade das den Reiz der neuesten Platte der drei Franzosen aus. W!zard verfüttern kleine Perlen an schnaubende Säue mit kuriosem Ergebnis. Und ja, es knallt ganz ordentlich mit wachsender Begeisterung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 04.06.2021
Erhältlich über: Luik Music

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