The Night Café – 0151

The Night Café
(c) Charlotte Patmore

Es gibt viele gute Gründe, Hausaufgaben zu verschmähen. Ganz vorne mit dabei: eine Band gründen. Zumindest taten dies Sean, Josh, Arran und Carl aus Liverpool. Seit ein paar Jahren sind sie als The Night Café unterwegs, veröffentlichten einige spannende Singles und Kleinformate, und gelten als nächstes großes Indie-Ding. Ihr Debütalbum „0151“ vereint nun altes und neues Material auf stattlichen 63 Minuten Spielzeit. Ob das zu viel des Guten ist?

Die Favoriten sind schnell gefunden. „Endless Lovers“, dieses bestens bekannte Stück, schwebt leichtfüßig durch seine dreieinhalb Minuten und trägt dennoch eine gewisse Schwere in sich, die vornehmlich vom treibenden Basslauf und den herrlich wirbelnden Drums ausgeht. Luftiger Gesang, flirrende Gitarren und betonte Lässigkeit wissen zu unterhalten. „Mixed Signals“ gibt sich recht geradlinig und liefert sonnigen Indie Rock mit tanzbarem Riff und Schalk im Nacken. Der understatete, mit Shoegaze und Dream-Pop flirtende Auftakt „Finders Keepers“ kommt ebenfalls gut, auch wenn sich trotz verträumter Anleihen doch noch ein feiner Rocker daraus entwickelt.

Deutlich heavier geht es in „Turn“ vor sich. Klar, die emotionale Komponente erinnert im besten Sinne an Keane ohne Piano, die herrlich schroffen Gitarren und peitschenden Drums zeichnen sich dafür durch ordentlich Druck aus. Schließlich brechen The Night Café in „I Know (I’m Sure)“ mit jeglicher Erwartungshaltung. Spannende Ideen, welche Elbow auf King Krule treffen lassen, erstrecken sich auf sieben überaus launische Minuten. Beiläufige Lässigkeit und das geschickte Spiel mit Dynamik und Emotionen sorgen für ein kleines Meisterstück. Rundherum rockt es sich trocken und bissig („Please“), durchaus frühlingshaft („Strange Clothes“) und in Aufbruchsstimmung gen Horizont („Leave Me Alone“).

Natürlich schießt „0151“ ein wenig übers Ziel hinaus. 18 Songs (wenngleich mit ein paar Zwischenspielen) und über eine Stunde Musik sind vielleicht zu viel, eine Prise überambitioniert. Dass es dabei kaum einmal langweilig wird, spricht allerdings für die jungen Briten. The Night Café arbeiten mit vertrauten Indie-Klängen, die sie jedoch eine Spur forscher vortragen (Bloc Party lassen grüßen). Zudem wagt sich das Quartett immer wieder aus seiner Komfortzone heraus und gibt somit ein kräftiges Versprechen für die Zukunft ab. Der kleine Hype um die Herren aus Liverpool ist mehr als gerechtfertigt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.08.2019
Erhältlich über: TNC Recordings (Rough Trade)

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