Chris Farren – Born Hot

Chris Farren
(c) Erica Lauren

Die schmale Gratwanderung zwischen Selbstfindung, Selbsthass und (vorgetäuschtem) Selbstbewusstsein beschäftigt Chris Farren aktuell mehr denn je. Nach dem kurzen Ausflug zu Antarctico Vespucci, dem gemeinsamen Indie-Rock-Projekt mit Jeff Rosenstock, ging es wieder zurück in Solo-Gefilde. „Born Hot“ wurde komplett in Farrens eigener Wohnung in Los Angeles aufgenommen und vermischt einmal mehr Power-Pop und Indie-Exkurse mit sympathischen Experimenten.

Gutklassiges Material ist natürlich – abermals – in rauen Mengen vorhanden. Der erste Vorbote „Search 4 Me“, von einem kultigen Video mit prominenten Cameos begleitet, bringt Farrens vorwitzigen Charme prima auf den Punkt. Hibbelige Strophen, großer Power-Pop-Refrain und verschmitzter Charme rundherum erzeugen mit vereinten Kräften einen kleinen Hit in drei schmalen Minuten. „Floruit De Maga“ arbeitet mit ähnlichen Mitteln. Vielleicht geben sich die Gitarren eine Spur scharfkantiger und treibender, der locker-flockige Grundtenor bleibt jedoch erhalten und erzeugt einen weiteren tollen Moment.

Was Farrens neuestes Soloalbum besonders sympathisch macht, sind die erwähnten kleineren Experimente. So flirtet „Domain Lapse“ tatsächlich mit Soul und RnB, streckt „Surrender“ seine fluffige Death Cab For Cutie-Melodie über eine Art Drum-Computer, bewegt sich „Too Dark“ in überaus balladeske Gefilde. Ein „I Was Amazing“ mit seinen bratenden Gitarren lockert die Stimmung prima auf und flirtet mit Punk, während das herrlich überdrehte „Love Theme From ‚Born Hot'“ als Fast-Titelsong an den Stellschrauben des Wahnsinns dreht.

Natürlich fliegen diese knapp 37 Minuten viel zu schnell vorbei, aber das dürfte auch kaum überraschen. Chris Farren vermischt abermals Vertrautes mit unterhaltsamen Überraschungen, verbindet schonungslose Ehrlichkeit mit Sarkasmus als Schutzmechanismus und richtet in wichtigen Momenten den Blick nach außen, wenn er den Tod seines Schwiegervaters aus der Perspektive seiner Frau betrachtet. „Born Hot“ erweist sich als bunter Strauß mit reihenweise unterhaltsamen Exkursen, eben Farren in Reinkultur.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.10.2019
Erhältlich über: Big Scary Monsters (AL!VE)

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