Julian Nantes – Now

Julian Nantes
(c) Martin Leixnering

Nach einer kleinen Überraschungssingle im Frühjahr 2018 greift Julian Nantes wieder zur Gitarre. Der Salzburger Singer/Songwriter veröffentlicht seit gut fünf Jahren immer wieder kleine Songperlen im klassischen One-Man-Band-Gewand. Die Vorbilder sind klar umrissen – britisches Understatement kollidiert bevorzugt mit amerikanischer Breitbeinigkeit – der feinsinnige und doch so treibende Sound etabliert. Auf der neuen EP „Now“ geht es um Reduktion und Herzblut.

Fieberhafte Sehnsucht begleitet das eröffnende „She Keeps Me Waiting“. Die Gitarre schrammelt mit Leidenschaft, nimmt ein wenig Strom mit und lässt sich von der Kickdrum entsprechend begleiten. Nantes‘ Vocals thronen über dem Arrangement, irgendwo zwischen schwelgend, sehnsüchtig und leicht schelmisch. Der vielleicht beste Song dieser neuen EP folgt direkt danach. „What About Smiling“ braucht ein wenig, um anzurollen und seine volle Strahlkraft zu entfalten, und doch packt die reduzierte Instrumentierung zu. Große Gefühle treffen auf kleine Gesten und einen weitestgehend gut gelaunten Track.

Eben jene Leidenschaft rettet sich auch in den Titelsong. Ein wenig erinnert „Now“ an „Ride With Me“ in seiner fieberhaften Grundstimmung, drängt ohne Umschweife nach vorne, rüttelt an den Barrikaden und breitet schließlich unerwartet bluesige Schwingen aus. Der Rocker Julian Nantes hat aber schnell wieder Sendepause, denn nun lauern traditionelle Gefilde. In „Love Is Gone, Out Of View“ übernimmt die Mundharmonika eine zentrale Rolle. Der leicht dylaneske Effekt greift und bereitet zugleich geschickt auf die abermalige komplette Reduktion des folgenden Finales vor. „The Wanted“ setzt auf Gitarre und Gesang, duldet keine Nebenschauplätze und macht damit alles richtig.

Gewohnt gut – werden diese schlichten, aber doch treffenden Worte dieser neuen EP gerecht? Julian Nantes arbeitet mit allerlei vertrauten Tönen, über weite Strecken auf die angenehm schlichte Direktheit von „So Walk Slow“ zurückgeschraubt. Treibender Rock bleibt Mangelware, wird aber auch nicht vermisst. Hier hat ein immer noch recht junger Singer/Songwriter viel zu erzählen, gekonnt in Szene gesetzt. Man hängt an den Lippen des Salzburgers, lässt sich Durchlauf für Durchlauf in den Bann der mitreißenden Arrangements ziehen und vom frischen Wind in etatmäßig altbackenenen Klängen bestens unterhalten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.09.2019
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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