December Youth – How Are You

December Youth
(c) Midsummer Records

Künstler, so heißt es gemeinhin, haben ewig Zeit für ihr erstes Album, aber nur wenig für den Nachfolger. December Youth halten davon herzlich wenig. Nach einer starken EP veröffentlichte das Quintett aus Düsseldorf und Essen 2016 seinen Full-Length-Einstand „Relive“ und zog sich nach einigen Touren und Konzerten erst einmal zurück, um den Zweitling in aller Ruhe zu schreiben. Genau diese bewusste Entschleunigung macht sich nun bezahlt, denn das persönlich geprägte „How Are You“ wirkt in jeder Hinsicht kraftvoller und muskulöser.

Ist „Wie geht es dir?“ nur eine Floskel oder ein Ausdruck wirklichen Interesses? Sind die Antworten auf diese Frage tatsächlich ehrlich? December Youth ziehen den Vorhang zurück und öffnen zugleich ihren Post-Hardcore-Sound. So tauchen bereits im Opener „Sway“ 90s-Alternative- und Grunge-Riffs auf, von angenehm genervtem Gesang begleitet. Nach und nach gesellen sich urtypische Schreie dazu, der Sound erinnert an die verschiedenen Facetten von Defeater. Eine gewisse Hoffnungslosigkeit zieht sich durch „City Gloom“. Was der Titel andeutet, offenbart sich in den weiten, suchenden Gitarrenflächen, die nach dem hektischen Auftakt das Heft in die Hand nehmen.

Wie sich December Youth von Song zu Song weiterentwickeln, schindet mächtig Eindruck. Ein „Vergissmeinnicht“ hätte durchaus auf den bisherigen Releases funktioniert, der gelegentlich vertrackte Ansatz wirkt hingegen frisch – ein Kunstwerk an Details. Im direkten Anschluss scheint „Yarrow“ die Welt umarmen zu wollen mit seinen überdimensionierten Gitarrenspuren und dem schleppenden Tempo, spielt ein wenig mit Post Rock und macht damit so ziemlich alles richtig. Der mehrfach explodierende Wellenbrecher „Cliché“ mit seinen singenden Instrumenten und den kleinen, feinen Zäsuren bleibt ebenfalls sofort hängen.

40 epische Minuten reichen vollkommen aus, um December Youth auf eine neue Ebene zu katapultieren. Waren ihre bisherigen Releases bereits überaus knusprig, so bleibt „How Are You“ mit seiner aufwühlenden Vielschichtigkeit sofort hängen und lässt nicht mehr los. Emotional aufgeladener Post-Hardcore bleibt weiterhin im Mittelpunkt des Geschehens, nun noch wuchtiger und abwechslungsreicher serviert. Bekömmliche Alternative-Einflüsse, echtes Engagement und Momente zwischen Rührung und komplettem Ausrasten machen den Zweitling des Quintetts zum Leckerbissen. Und wie geht’s wirklich so?

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.03.2020
Erhältlich über: Midsummer Records (Cargo Records)

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