Sparta – Trust The River

Sparta
(c) Jen Vesp

Nach unglaublichen 14 Jahren melden sich Sparta mit einem neuen Studioalbum zurück. Das ist nur auf den ersten Blick überraschend, denn eigentlich sind Jim Ward und Konsorten nie so 100%ig von der Bildfläche verschwunden gewesen. In den letzten Jahren gab es immer wieder Konzerte und einzelne Songs, unterbrochen von Soloprojekten, Wards Beteiligung an der ersten At The Drive-In-Reunion und Sleepercar. Auf „Trust The River“ finden sich nun die Stand-Alone-Releases der jüngeren Vergangenheit sowie ordentlich neues Material, das jedoch etwas anders klingt.

Wer den hymnisch-rockenden Sound von „Threes“ mit etatmäßiger Post-Hardcore-Schlagseite im Kopf hat, dürfte nun überrascht sein, denn das neue Material gibt sich insgesamt deutlich ruhiger, fast schon schaumgebremst. Das schwebende „Spirit Away“ mit Wards Sprechgesang und weiblicher Begleitung wäre in seiner nachdenklichen Indie-Pop-Blüte beispielsweise undenkbar gewesen. Auch „Believe“ mit seinem deutlichen U2-Einschlag fällt erst einmal gewöhnungsbedürftig aus. Sind das tatsächlich noch Sparta? Zumindest zweiterer Song zündet und entwickelt sich zur fieberhaften Hymne.

Der einstige Biss rückt zumindest auf den ersten Blick in den Hintergrund, schimmert dennoch von Zeit zu Zeit durch. Im Opener „Class Blue“ geht Ward aus sich heraus, von Alternative Rock und elektrisierendem Gitarrenspiel begleitet. „Cat Scream“ knüpft am ehesten an den alten Sound an, wirkt von der ersten Sekunde an getrieben und doch etwas sanfter gebettet. „Miracle“ brennt sich ebenfalls ein. Hier geht es schon mal recht chaotisch vor sich, von furiosen Drumsalven und gekonnter Explosivität begleitet. Und ja, in „No One Can Be Nowhere“ schreit der Mastermind sogar stellenweise, während das Alternative-Korsett rundherum etwas gemütlicher voranschreitet. Vielleicht bringt „Turquoise Dream“ den neuen Sparta-Sound auf den Punkt – zwingend und forsch, dennoch etwas langsamer und harmoniebedürftiger. Und eingängig wie Sau.

Die Vorboten hatten es bereits angedeutet: Während die typische Sparta-DNA erkennbar bleibt, wirkt „Trust The River“ über weite Strecken stärker von Wards Solo-Output und seinen Sleepercar-Aktivitäten beeinflusst – rockiger, harmonischer, stellenweise mit Americana flirtend. Je nach Erwartungshaltung kann die Auseinandersetzung mit diesem eigentlich recht eingängigen Album zur unerwarteten Herausforderung reifen. Letztlich siegt jedoch die Qualität, das mitreißende Songwriting, die starken Melodien. Ob Jim Ward nicht mehr schreien kann oder will, sei dahingestellt: „Trust The River“ ist richtig gut bis stark, wenn man denn die nötige Geduld mitbringt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.04.2020
Erhältlich über: Dine Alone Records (Membran)

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