Fomies – Liminality

Fomies
(c) Nikita Thévoz

Die überaus fleißigen Fomies melden sich nach eineinhalb Jahren schon wieder mit einer neuen Platte zurück und lassen doch keinerlei Verschleißerscheinungen aufkommen. Mit ihrem wütenden und doch verklärten Sound entführen die Schweizer Psych und Kraut regelmäßig in lärmende, verplante, aber auch angenehm bekömmliche Gefilde, von fuzzigen Gitarren und Lautmalerei begleitet. Exakt jene intensive und doch introspektive Mischung kommt auf „Liminality“ erneut durch und widmet sich einer Phase der Transformation und Erneuerung, der Reise ins Neue und Unbekannte, in zwölf packenden Kapiteln.

Zu den unbestrittenen Highlights zählt die dreiteilige „Colossus“-Suite, die weite Teile des Fomies-Mikrokosmos in 13 wechselhafte Minuten packt. Der ominöse Auftakt des ersten Abschnitts verwirrt etwas, überrascht mit Hard-Rock-Motiven und entfremdet diese mit luftigem Psych, der jedoch erst in „Colossus II“ Fahrt aufnimmt. Dessen forsche und doch schräge Präsentation unterhält in höchstem Maße und lässt zugleich den krautigen Motor rotieren. Für das große Finale nehmen die Schweizer zwar ein wenig Brisanz aus dem Geschehen, bemühen dafür den konstanten Drive, lassen diesen in punkige Sphären schnellen, bevor noisiges Chaos abrundet.

Noch Fragen? Besser nicht, denn Antworten gibt es in der Regel keine. Tracks wie „Neon Gloom“ wissen zu verwirren, leben von der atemlosen Stop-and-Go-Präsentation, die wieder und wieder in purem Chaos ausartet und doch mindestens so viel Freude bereitet wie die schiere Heavyness von „The Onion Man“. Bleierner Dauerdruck und tiefste Tieftöner kollidieren mit hellen, entrückten Vocals und schaffen ein verstörendes Gesamtkonzept der bedrohlichen Sorte. Während es Fomies hier sogar in nahezu metallische Gefilde zieht, reduziert „Secluded“ das Geschehen auf ein Minimum und setzt auf verwaschen-verträumte psychedelische Klänge, die im weiten Meer treiben.

Schräg ist sie geworden, diese neue Platte, aber auch irgendwie sympathisch. Kann Psych-Punk denn tatsächlich konventionell klingen? Solche Fragen stellen sich Fomies erst gar nicht, sie machen einfach. „Liminality“ liebt seinen ergebnisoffenen Sendersuchlauf für jegliche Art von Rezipient. Der krautige Motor rattert stetig, das noisige bis metallische Chaos schlägt zu, dann wieder es wieder fuzzy und verträumt, bevor kantige Riffs auf endlosen Weiten turnen. Etwas über 50 Minuten lang nähern sich die Schweizer der Überforderung, hetzen von einem Extrem zum nächsten und finden Spaß an der eierlegenden Wollmilchsau – eine weitere bezaubernd-störrische Platte für magische Kopfschmerzen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: Taxi Gauche Records

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