Pleil – Die Spur des Kalenders

Pleil
(c) Pleil

Seit drei Jahrzehnten ist Marco Pleil mittlerweile unterwegs, zuerst mit Strange (Pop-Punk), danach als Teil von Cloudberry (Alternative / Indie Rock). Beide Bands gibt es seit geraumer Zeit nicht mehr, Pleil selbst macht aber weiterhin Musik und tritt seit 2011 solo auf, nur mit Gesang und E-Gitarre bewaffnet. Dieser etwas andere Singer/Songwriter-Ansatz brachte ihn bereits auf gemeinsame Bühnen mit Therapy? und Tito & Tarantula, erst vergangenen Mai ging es ins Studio für ein Debütalbum. „Die Spur des Kalenders“ fängt die spontane Lo-Fi-Atmosphäre von Pleils Musik ein und schließt die Lücke zwischen Klez.e und Tocotronic.

„Ein bisschen Abstand täte uns gut“, singt Pleil in „Menschenzoo“ – das nennt man wohl unerwartete Aktualität. Das schroffe und doch harmonische Auftreten dieses Tracks ist symbolisch für weite Teile dieser Platte. Die E-Gitarre verteilt Singer/Songwriter-Arschtritte und spielt mit Indie- und Alternative-Fragmenten, die Lyrics rücken tatsächlich noch stärker in den Fokus. Besonders packend gestaltet sich „Melanchronik“ mit bitterer Cure-Süße. Melancholische Erschütterung macht sich breit, der sich über mehrere Stufen entfaltende Refrain beißt sich fest.

Was „Die Spur des Kalenders“ so gut macht, ist seine Geschlossenheit. Jedes einzelne der zwölf zumeist kurzen Kapitel bleibt auf seine Weise hängen. „Das letzte Lied“ droht stellenweise in der Distortion zu ersaufen – ein bereits in „Unter Schafen“ angedeuteter Ansatz, wo jedoch im passenden Moment Pleils Händchen für packende Harmonien durchscheint. Tatsächlich erinnert seine Betonung gelegentlich an Thees Uhlmann. Das vertraute und doch fest zugreifende Riff von „Bleibt alles anders“ unterhält ebenso.

„Die Spur des Kalenders“ wirkt auf ungreifbare Weise komplett anders und doch bestens bekannt, als würde man einen alten Freund nach langen Jahren zum ersten Mal treffen. Pleil spielt mit vertrauten Referenzen, stellt diese auf den Kopf und setzt mit seinen episodischen Lyrics gekonnte Pointen – mal aufwühlend, mal bewegend, mal einfach nur unterhaltsam. Dieses Album zu lieben, fällt leicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.04.2020
Erhältlich über: Timezone Records (Timezone)

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