Hathors – Grief, Roses & Gasoline

Hathors
(c) Gullick

In den letzten Jahren tourten Hathors mit ihrem angepunkten Garagen-Grunge durch Europa und die USA, veröffentlichten drei Alben, waren auf dem Sprung. Und plötzlich befand sich Gitarrist und Sänger Marc Bouffè alleine auf weiter Flur. Anstatt aufzugeben, stellte er eine neue Band (Dominique Destraz von Death Of A Cheerleader sitzt an den Drums, Ex-Navel-Bassist Marco Naef mischt ebenfalls mit) zusammen und behielt, entgegen anfänglich anderer Überlegungen, den Namen. So starten Hathors auf „Grief, Roses & Gasoline“ nun neu durch, und das zeigt sich nicht nur im Line-up.

Von den Grunge- und Garage-Klängen distanziert man sich keineswegs, erweitert bloß das Klangspektrum ein wenig. Gerade der klassische Alternative-Rock-Bereich mit dezenten Foo Fighters-Referenzen, auf vergangenen Platten dezent angedeutet, tritt nun stärker hervor. Das kommt bereits im eröffnenden „Where Were You?“ gut, bloß dass derlei Harmonien nach wie vor in ordentlich Dreck gekleidet werden. Ein spezielles Kapitel für sich ist „Give It Away (For Her)“, stellenweise wie ein kleiner Bruder des Vines-Klassikers „Get Free“ anmutend. Die Schweizer rattern furios durch den Proberaum und drehen alle Regler auf Elf – ein sympathischer Leckerbissen, der bei aller Kürze genug Platz für ein wenig Groove im Mittelteil lässt.

Die Schwere früherer Releases ist bei Hathors weiterhin mit an Bord. „Revolver“ nähert sich als Ausreißer der Sechs-Minuten-Marke an, wirkt bleiern schwer, klingt versoffen und verlebt. Und doch erheben sich mächtige, mit zentnerschwerer Last kämpfende Harmonien im großartigen Refrain – ein Songwriting-Leckerbissen, auf den nur „Apathy“ folgen kann. Hier klingen die Schweizer wie der Missing Link zwischen Nirvana und den Foo Fighters, machen eine Art Schleife über Dave Grohls Karriere und hauen obendrein einen echten Hit raus. Diese Güteklasse erreichen auch „Disaster“, ein weiterer eingängiger Dreckbatzen, oder das gemächlich anrollende „It Takes Forever“ mit der vielleicht stärksten Gitarrenmelodie des ganzen Albums.

Tatsächlich klingen Hathors anders, und auch nicht. „Grief, Roses & Gasoline“ beschleunigt einige Entwicklungen, welche sich bereits auf den letzten Platten angedeutet hatten, und krempelt den Sound gekonnt um. Mehr Hymnen, mehr kantige Rocksongs und mehr Balance begleiten ein mehr als kurzweiliges Album. Vom Dreck und der bleiernen Schwere der Vergangenheit will sich Bouffè nicht verabschieden, was die Fortsetzung unter dem bekannten Namen sinnvoll erscheinen lässt – tolles Ding mit Ecken, Kanten und angenehm ungeschliffenen Diamanten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.05.2020
Erhältlich über: Noisolution (Soulfood Music)

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