Hathors – Brainwash

Hathors

Die Mär von der zurückhaltenden Schweiz gehört schon lange der Vergangenheit an. Wenn man ehrlich ist, hätte man Hathors nicht unbedingt in Winterthur vermutet, sondern eher im Seattle der frühen 90er. Das Trio hat ganz offensichtlich „Bleach“ getrunken und mit Sonic Youth getanzt, ist aber mindestens genauso stark im Hardcore, Punk und Noise-Rock verankert. Das zweite Album „Brainwash“ spielt nun geschickt mit jenen Erwartungen, von deren Existenz man bislang nicht wusste.

Wenn die ersten Noten der hektisch-chaotischen Abfahrt „Chaos Vampire“ ertönen, sind die Gedanken nun wirklich nicht bei Nirvana, sondern eher bei Raketkanon oder gar The Dillinger Escape Plan und LSD on CIA. Umgeben von dissonanten Gitarren und hektisch wechselndem Tempo, führt die eierlegende Wollmilchsau – nicht zum ersten Mal – auf die falsche Fährte. Der pickelige, widerspenstige Rausschmeißer „Brainwashing“ bewegt sich in ähnlichen Bahnen und wird seinem Titel gerecht.

Dass der Eierkuchen gelegentlich nach Friede und Freude klingt, zeigt bereits das an zweiter Stelle platzierte „Every Night“ mit seiner packenden Melodie und einer Prise Understatement, die gar wundersam gen sympathischen Refrain trägt, wohl aber keineswegs auf ein gewisses Maß an Weirdness verzichten kann (und will). Gelegentlich nimmt das gar schmalzige, herausfordernde Auswüchse an („Deep Blue Ocean“ stolpert über seinen Cholesterinspiegel, bevor es im heiseren Finale explodiert) oder verliert sich in experimentellen Endlosschleifen („New York“ ist nicht clever genug für seine stattliche Spielzeit), doch solche Durchhänger bleiben die Ausnahme.

Zwischen bissigem Wahnsinn mit Rock’n’Roll-Unterbau („Give It Up“, „Light In Life“) und hitverdächtigem Energierock („Kids Are Leaving“, „You Are Cute“) machen sich Hathors sehr gut, auch wenn das Plafond mit „Brainwash“ noch ein gutes Stück entfernt bleibt. An die anfangs gezeigte Energie reichen die Schweizer nur selten heran, unterhalten dafür auf Albumlänge mit Blut, Schweiß und dem großartigen Post-Grunge-Hit „Manifestation“. Einzig die erhoffte Explosion bleibt aus.

Hathors - Brainwash

Brainwash
VÖ: 08.05.2015
Noisolution (Indigo)

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