Jason Isbell And The 400 Unit – Reunions

Jason Isbell And The 400 Unit
(c) Alysse Gafkjen

Nach sechs Jahren bei den Drive-By Truckers war für Jason Isbell die Zeit gekommen, auf eigenen Füßen zu stehen. Der Singer/Songwriter begann eine überaus erfolgreiche Solokarriere mit Band, die mittlerweile als The 400 Unit (unter anderem mit Sadler Vaden, der erst kürzlich selbst eine packende Soloplatte veröffentlichte) auch offiziell auf dem Plattencover steht. Deutlich sechsstellige Verkaufszahlen und vier Grammy-Auszeichnungen später, kehren Jason Isbell And The 400 Unit mit „Reunions“ zurück.

Zentrales Thema des mittlerweile siebten Isbell-Albums sind Beziehungen verschiedenster Art – zu Freunden, Geliebten, Eltern, Kindern und dem Selbst. Der Mut zur Angst schwingt in „Be Afraid“ mit. Die erste Single arbeitet mit etwas leidenschaftlicheren Rock-Klängen und entsteigt dem gängigen Americana-Gewand auf gelungene Weise. Tief in das Songbook von Springsteen und Petty eintauchend, findet Isbell seinen eigenen Ansatz. Die intensive Sehnsucht von „Overseas“ will ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Von der unterschwelligen Melancholie bis zum ausladenden Gitarrensolo könnte man es hier mit Bob Seger zu tun haben.

Apropos ausladend: Für den Opener lassen sich Jason Isbell And The 400 Unit gleich knapp sieben Minuten Zeit. Über ein einfaches Leitmotiv meditierend, entwickelt sich der folkige Alternative-Country-Ansatz zum treibenden Rock-Epos mit ausufernder Lead-Guitar-Performance und bedeutungsschwangeren Vocal-Schleifen. Aus dieser Trance löst sich der Frontmann mit vergleichsweise reduziertem Liedgut. Das aufwühlende „Only Children“ mit seiner klaren Gitarre bricht angedeutetes Grandeur auf das Wesentliche herunter, während sich „Letting You Go“ der Country-Ballade annähernd. Das sonnige und doch mitreißende Picking von „St. Peter’s Autograph“ will im reduzierten Reigen ebenso wenig unerwähnt bleiben.

Isbells Sound wuchs über die letzten Jahre organisch, und eben jener Trend setzt sich auch auf „Reunions“ fort. Gemeinsam mit The 400 Unit schafft er einen weiteren unterhaltsamen Reigen zwischen treibendem Americana, bewegenden Country- und Folk-Exkursen sowie einer gesunden Portion Classic Rock, welcher sich anschickt, mit den Größen des Genres mitzuhalten. Letztlich ist dieses Album über Beziehungen die logische Fortsetzung Isbells aktuellen Schaffens und erfüllt sämtliche Erwartungen, ohne dabei behäbig oder gar vorsehbar zu klingen. Ein größeres Kompliment kann man dem Mann wohl kaum machen.

Wertung: x/5

Erhältlich ab: 15.05.2020
Erhältlich über: Southeastern Records / Thirty Tigers (Membran)

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