Vundabar – Surgery And Pleasure

Vundabar
(c) Shervin Lainez

Ihre erste Dekade als Band rundeten Vundabar mit einem geschickten Kunstgriff ab: Beflügelt vom überraschenden viralen Erfolg ihres Songs „Alien Blues“ erschien mit „Good Old“ ein Album, das übrig gebliebene Songs sowie Neuaufnahmen wichtiger Tracks beinhaltete. Für das Trio aus Boston war dies zugleich das Ende eines großen Kapitels. Acht schicksalshafte Wochen im Leben von Sänger und Gitarrist Brandon Hagen gaben letztlich den entscheidenden Impuls für den nächsten Schritt. Erst beendete er eine langjährige Beziehung und verlor dadurch sein zweites Zuhause in London, dann verstarb sein Vater plötzlich und schließlich brach er sich seinen Arm in Frankreich. Kaum zurück auf heimischem Boden, wurde der Grundstein für „Surgery And Pleasure“ gelegt.

Dieser Grundstein hört auf den Titel „I Got Cracked“, eine gekonnte Zusammenfassung dieser ereignisreichen Zeit, hier atemlos umgesetzt. Bewusst schiefer Indie-Sound mit ganz kräfitgem Post-Punk-Einschlag lässt Hagen über körperliche und seelische Brüche philosophieren, während sich die Mitstreiter Zack Abramo und Drew McDonald gerne selbst überschlagen. Die nervöse, hektische Präsentation erinnert angenehm an das Post-Punk-Revival vor 20 Jahren, natürlich mit ureigener Handschrift dargeboten. Die kommt selbstverständlich auch in Tracks wie „Feels Like Forever“ durch, das Understatement mit Getriebenheit vermengt, konstant nach vorne geht und schräge Spitzen setzt, trotzdem nahezu trocken wirkt.

Noch reduzierter wird es nur in „I Need You“, eine über sechs Minuten lange Meditation über Erbarmen und Empathie. Vundabar klangen selten so fragil und unmittelbar, hieven das Herz aus der Mördergrube und setzen auf sanfte Harmonien, während der Song in bester Post-Rock-Manier weiter und weiter eskaliert, bis zum grandiosen Höhepunkt. Im Vergleich dazu wirkt „Life Is A Movie“ fast schon konventionell mit seinem tanzbaren Bounce, der cineastischen Tritten unter die Gürtelteile versuchten Optimismus Paroli bieten will. „Spades“, der zweite XXL-Track, ist auf seine Weise ebenfalls stark, wenn auch deutlich frontaler. Massive Gitarrenwände, rollende Drums und ein funkiges Falsett gehen eingängig und doch wüst nach vorne, bis zur finalen Salve.

Wo andere nach dem viralen Durchbruch wohl auf Nummer Sicher gegangen wären, machen Vundabar einfach, und das bekommt ihrer Musik gut. „Surgery And Pleasure“ hat für alle etwas, liebt natürlich weiterhin den Post-Punk-Revival-Sound und geht gerne steil, hat ein Herz für Pop und für den Dancefloor, kann aber auch gefühlvoll und episch. Mehr und mehr nehmen diese elf Songs eine gewisse Eigendynamik an, wachsen und gedeihen auf angenehme Weise, strecken sich zur Decke und bleiben sich doch selbst treu. Die Motivation dieses neuen Albums mag alles andere als schön gewesen sein, das Ergebnis spricht aber für sich und unterstreicht die Klasse des Trios.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Loma Vista Recordings (Universal Music)

Website: vundabar.biz
Facebook: www.facebook.com/Vundabar