Mt. Joy – Rearrange Us

Mt. Joy
(c) Dualtone Records

Nach einem Berg im Valley Forge National Historical Park in Pennsylvania benannt, landeten Mt. Joy vor zwei Jahren mit einem Paukenschlag. Ihr selbstbenanntes Debütalbum entpuppte sich als charmante Wundertüte zwischen Indie, Alternative, Folk und Americana, zwei US-Radio-Hits und über zwei Millionen Hörer auf Spotify waren die Folge. Seit vergangenem Oktober veröffentlicht das Quintett aus Los Angeles bereits fleißig neue Songs, die nun in „Rearrange Us“ münden.

Schnell zeigt sich, dass der Einstand nur ein kleiner Vorgeschmack war, denn Mt. Joy blühen jetzt auf. Ihr „My Vibe“ ist kunterbunt, schillernd, spielt mit Pop und Elektronik, ist funky und herrlich schräg, nur um sich doch irgendwie im Band-Mikrokosmos zu platzieren. Dort lauert mit „Every Holiday“ bereits das krasse Gegenteil, eine bewegende Ballade mit Folk- und Americana-Untertönen, sehr reduziert und harmonisch angelegt, zumindest bis zu den Blechbläsern in der letzten Minute. Zwischen diesen Extremen rockt der Titelsong in aller Gemütlichkeit. „Rearrange Us“ bietet sympathische, eingängige Alternative-Klänge mit knackiger Gesangsmelodie und guten Riff, zugleich radiofreundlich arrangiert.

Einen typischen Mt. Joy-Song gibt es nicht, zu unterschiedlich gestaltet sich diese Platte, wenngleich der rote Faden immer zu erkennen ist. Das leidenschaftliche „Death“ verliert sich in unendlicher Melodik, kokettiert etwas mit Arcade Fire und findet doch wieder zurück zur eigenen Mitte. In „Us“ gibt es nur Gesang, Gitarre und ganz wenig Percussion zu hören – eine kleine Reminiszenz an die Anfänge der Band in Matt Quinns Schlafzimmer. Stark auch „Acrobats“ – beginnt ruhig und unscheinbar, nimmt ordentlich Volumen mit, dockt sogar ein wenig an Psychedelic Rock an. Hingegen hat der Opener „Bug Eyes“ genau gar nichts mit Dredg zu tun, serviert dafür abermals gefällige Alternative-Kost mit herrlichem Gezeitenspiel.

„Rearrange Us“ ist die logische Fortsetzung von „Mt. Joy“. Die Mischung funktionierte bereits auf dem Einstand prima und wurde intensiviert, von kleineren Experimenten begleitet. Und doch sind es die großen, weitläufigen Alternative-Songs – „Rearrange Us“, „Bug Eyes“ und „Death“ – welche das US-Quintett so richtig aufblühen lassen. Kleine Hymnen mit kleinen Gesten und großen Melodien, ein ausgeprägtes Bewusstsein für die eigenen Wurzeln und kleine Ohrwürmer mit Kanten lassen auch das zweite Album von Mt. Joy zum Muss reifen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.06.2020
Erhältlich über: Dualtone Records / eOne (SPV)

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